Mardin

Mardin (arabisch ماردين, DMG Mārdīn, aramäisch ܡܪܕܝܢ Merdô; Kurmandschi Mêrdîn) ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz Mardin im türkischen Teil Mesopotamiens. Die uralte Stadt liegt im Südosten der Türkei, rund 20 km nördlich der Grenze zu Syrien und nicht weit von der zum Irak.

Geografie

Die Altstadt von Mardin schmiegt sich an den alten Burghügel und schaut über die Tiefebene von Mesopotamien, an deren Rand sie liegt. Im Norden und Westen erhebt sich der Tur Abdin.

Klimatabelle

Mardin
Klimadiagramm
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Temperatur in °C,  Niederschlag in mm
Quelle: Staatliches Meteorologisches Amt der Türkischen Republik, Daten 1950-2015
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Mardin
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Max. Temperatur (°C) 5,8 7,2 11,6 17,3 23,8 30,5 34,9 34,6 30,0 22,7 14,2 8,0 Ø 20,1
Min. Temperatur (°C) 0,5 1,3 4,6 9,7 14,8 20,0 24,4 24,5 20,6 14,5 7,7 2,7 Ø 12,2
Temperatur (°C) 3,1 4,1 8,0 13,5 19,5 25,6 29,9 29,6 25,1 18,3 10,7 5,2 Ø 16,1
Niederschlag (mm) 114,8 108,8 97,6 80,5 44,6 4,7 1,3 0,3 2,2 32,9 68,9 109,8 Σ 666,4
Sonnenstunden (h/d) 4,2 5,0 6,6 7,2 9,4 12,1 12,3 11,3 10,1 7,4 5,5 4,2 Ø 8
Regentage (d) 11,5 10,6 11,6 10,5 7,4 1,6 0,5 0,2 0,8 5,2 7,6 10,8 Σ 78,3

Geschichte

Die Stadt wurde nacheinander von den Aramäern, Hurritern, Hethitern, Assyrern, Babyloniern, Amoritern, Persern, Parthern, Römern, Arabern, Seldschuken und Osmanen beherrscht. In assyrischer Zeit war sie Teil von Izalla, was sich noch in der frühbyzantinischen Bezeichnung Izala niederschlug. Die erste Erwähnung unter seinem heutigen Namen stammt aus dem vierten Jahrhundert bei Ammianus Marcellinus, der die zwei Festungen Maride und Lorne auf dem Weg von Amid (Diyarbakır) nach Nisibis erwähnt.

1915/16 wurden unterschiedslos die meisten arabischen, aramäischen und armenischen Christen der Stadt im Zuge des Völkermords an den Armeniern und an den Aramäern umgebracht. Erstmals fand am 15. August 1915 ein öffentlicher Handel mit armenischen Frauen statt.

Auf aramäisch heißt die Stadt Marde bzw. Merde; im Oströmischen Reich hieß sie auf Griechisch Mardia oder Margdis, unter den Arabern dann Mardin. Unter der türkischen Herrschaft wurde dieser Name beibehalten.

Das Innenministerium der Türkei teilte am 17. November 2016 mit, dass unter anderem der Bürgermeister der Stadt Mardin, Ahmet Türk, abgesetzt wurde. Die Stadt werde nunmehr unter Zwangsverwaltung gestellt.

Blick von Mardin auf die mesopotamische Ebene mit dem Minarett der Moschee Ulu Cami im Vordergrund

Bevölkerung, Sprachen und Religionen

Ein Blick auf die Altstadt

Die Bevölkerung Mardins besteht heute aus Türken, Kurden und Arabern sowie einer aramäischen Minderheit. Neben Moslems und aramäischen Christen lebten bis vor einigen Jahrzehnten einige tausend jesidische Kurden in der Provinz Mardin. Diese sind mittlerweile überwiegend nach Deutschland ausgewandert; es gibt aber noch immer eine kleine christliche Gemeinde in Mardin, das auch Bischofssitz ist. Der Bischof von Mardin ist zugleich der Abt des Klosters Deyrülzafarân.

Einwohnerentwicklung

  • 1915 – 50.000 Einwohner (27.000 Muslime, 20.000 Syrisch-Orthodoxe Aramäer (arabischsprachig), 500 Syrisch-Katholische, 300 Protestanten, 100 Mitglieder der Chaldäische-katholischen Kirche)
  • 1990 – 53.005 Einwohner
  • 1997 – 61.529 Einwohner
  • 2000 – 65.072 Einwohner
  • 2010 – 79.947 Einwohner

Wirtschaft und Verkehr

Die Wirtschaft beruht auf Landwirtschaft und Handel, in letzter Zeit vermehrt auf kleinen handwerklichen Werkstätten und Handarbeiten.

Verkehr

Mardin hat einen Flughafen (Flughafen Mardin) und wird direkt aus Ankara angeflogen. Mittlerweile kann man Mardin auch von İstanbul und İzmir aus anfliegen.

Mardin ist per Straße über die E-93 mit Adana verbunden und ist die Verbindung zwischen der Türkei und dem Nahen Osten. Straßen führen nach Syrien und in den Irak. Mardin liegt auch an der Bahnlinie nach Syrien.

Sehenswürdigkeiten

Die Zitadelle

Die Festung von Mardin wird Adlernest genannt und spielte eine entscheidende Rolle für die Stadt. Sie erhebt sich rund 500 Meter über die Ebene.

Medresen

  • Die Kasımiye-Medrese wurde 1469 auf Anordnung von Kasım Pascha gebaut. Die Medrese enthält auch eine Moschee und eine Unterkunft.
  • Die Zinciriye-Medrese wurde 1385 von Melik Necmettin Isa erbaut. Mit ihren gestreiften Kuppeln und monumentalen Haupteingang ist es eines der beeindruckendsten Gebäude Mardins.
  • Die Sıtti-Radaviye-Medrese wurde 1177 in Auftrag gegeben. In der Moschee, die zur Medrese gehört, gibt es einen Fußabdruck des Propheten Mohammed.

Moscheen

  • Die Große Moschee (Ulu Cami) ist die älteste Moschee in Mardin. Das Minarett ist inschriftlich 1176 datiert, die Moschee dürfte daher in den 1160/1170er Jahren vom Ortoqiden Kudbeddin Ilgazi erbaut worden sein. Laut einer anonymen syrischen Chronik von 1234 steht diese Moschee möglicherweise an der Stelle der 1170 von Muslimen eingenommenen Kirche der Vierzig Märtyrer.
  • Die Abdullatif-Moschee wurde während der Herrschaft der Ortoqiden 1314 durch Abdullatif Bin Abdullah erbaut. Sie enthält schöne Beispiele für damalige Holzarbeiten.
  • Die Reyhaniye-Moschee wurde 1756 von Ahmet Paschas Tochter Adile Hanım wieder aufgebaut. Die Minaretts sind achteckig.

Kloster und Kirchen

Innerhalb der Stadt gibt es einige Kirchen, die in den letzten Jahren restauriert worden sind. Dazu gehört das Mort Şmuni.

Etwa drei Kilometer außerhalb der Stadt liegt das Kloster Zafaran. Es wurde 493 n. Chr. gegründet und ist eines der religiösen Zentren des Tur Abdin, das für Jahrhunderte auch Sitz des Patriarchen bzw. Gegenpatriarchen der Syrisch-Orthodoxen Kirche war, die hier im Kloster begraben sind. Das Patriarchat wurde 1933 aufgrund der Christenverfolgungen in der Türkei ins syrische Homs (und 1959 von dort nach Damaskus) verlegt.

Mardin ist Titularerzbistum der Armenisch-Katholischen Kirche (Mardin degli Armeni), der Chaldäisch-Katholischen Kirche und der Syrisch-katholischen Kirche (Mardin dei Siri).

Bildung

Seit Mai 2007 hat die Provinz Mardin mit der Mardin Artuklu Üniversitesi eine eigene Universität. Benannt ist die Universität nach der türkischen Dynastie der Ortoqiden (türk.: Artuklu). Erstmals in der Geschichte der Türkei wurden dabei am Institut für lebende Sprachen Lehrstühle für die kurdische, syrisch-aramäische und arabische Sprache, Literatur und Geschichte eingerichtet. Außerdem soll in Zukunft auch noch Persisch dazukommen.