Mardin (arabisch ماردين, DMG Mārdīn, aramäisch ܡܪܕܝܢ Merdô; Kurmandschi Mêrdîn) ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz Mardin im türkischen Teil Mesopotamiens. Die uralte Stadt liegt im Südosten der Türkei, rund 20 km nördlich der Grenze zu Syrien und nicht weit von der zum Irak.
Die Altstadt von Mardin schmiegt sich an den alten Burghügel und schaut über die Tiefebene von Mesopotamien, an deren Rand sie liegt. Im Norden und Westen erhebt sich der Tur Abdin.
Mardin | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Die Stadt wurde nacheinander von den Aramäern, Hurritern, Hethitern, Assyrern, Babyloniern, Amoritern, Persern, Parthern, Römern, Arabern, Seldschuken und Osmanen beherrscht. In assyrischer Zeit war sie Teil von Izalla, was sich noch in der frühbyzantinischen Bezeichnung Izala niederschlug. Die erste Erwähnung unter seinem heutigen Namen stammt aus dem vierten Jahrhundert bei Ammianus Marcellinus, der die zwei Festungen Maride und Lorne auf dem Weg von Amid (Diyarbakır) nach Nisibis erwähnt.
1915/16 wurden unterschiedslos die meisten arabischen, aramäischen und armenischen Christen der Stadt im Zuge des Völkermords an den Armeniern und an den Aramäern umgebracht. Erstmals fand am 15. August 1915 ein öffentlicher Handel mit armenischen Frauen statt.
Auf aramäisch heißt die Stadt Marde bzw. Merde; im Oströmischen Reich hieß sie auf Griechisch Mardia oder Margdis, unter den Arabern dann Mardin. Unter der türkischen Herrschaft wurde dieser Name beibehalten.
Das Innenministerium der Türkei teilte am 17. November 2016 mit, dass unter anderem der Bürgermeister der Stadt Mardin, Ahmet Türk, abgesetzt wurde. Die Stadt werde nunmehr unter Zwangsverwaltung gestellt.
Die Bevölkerung Mardins besteht heute aus Türken, Kurden und Arabern sowie einer aramäischen Minderheit. Neben Moslems und aramäischen Christen lebten bis vor einigen Jahrzehnten einige tausend jesidische Kurden in der Provinz Mardin. Diese sind mittlerweile überwiegend nach Deutschland ausgewandert; es gibt aber noch immer eine kleine christliche Gemeinde in Mardin, das auch Bischofssitz ist. Der Bischof von Mardin ist zugleich der Abt des Klosters Deyrülzafarân.
Die Wirtschaft beruht auf Landwirtschaft und Handel, in letzter Zeit vermehrt auf kleinen handwerklichen Werkstätten und Handarbeiten.
Mardin hat einen Flughafen (Flughafen Mardin) und wird direkt aus Ankara angeflogen. Mittlerweile kann man Mardin auch von İstanbul und İzmir aus anfliegen.
Mardin ist per Straße über die E-93 mit Adana verbunden und ist die Verbindung zwischen der Türkei und dem Nahen Osten. Straßen führen nach Syrien und in den Irak. Mardin liegt auch an der Bahnlinie nach Syrien.
Die Festung von Mardin wird Adlernest genannt und spielte eine entscheidende Rolle für die Stadt. Sie erhebt sich rund 500 Meter über die Ebene.
Innerhalb der Stadt gibt es einige Kirchen, die in den letzten Jahren restauriert worden sind. Dazu gehört das Mort Şmuni.
Etwa drei Kilometer außerhalb der Stadt liegt das Kloster Zafaran. Es wurde 493 n. Chr. gegründet und ist eines der religiösen Zentren des Tur Abdin, das für Jahrhunderte auch Sitz des Patriarchen bzw. Gegenpatriarchen der Syrisch-Orthodoxen Kirche war, die hier im Kloster begraben sind. Das Patriarchat wurde 1933 aufgrund der Christenverfolgungen in der Türkei ins syrische Homs (und 1959 von dort nach Damaskus) verlegt.
Mardin ist Titularerzbistum der Armenisch-Katholischen Kirche (Mardin degli Armeni), der Chaldäisch-Katholischen Kirche und der Syrisch-katholischen Kirche (Mardin dei Siri).
Seit Mai 2007 hat die Provinz Mardin mit der Mardin Artuklu Üniversitesi eine eigene Universität. Benannt ist die Universität nach der türkischen Dynastie der Ortoqiden (türk.: Artuklu). Erstmals in der Geschichte der Türkei wurden dabei am Institut für lebende Sprachen Lehrstühle für die kurdische, syrisch-aramäische und arabische Sprache, Literatur und Geschichte eingerichtet. Außerdem soll in Zukunft auch noch Persisch dazukommen.