Fethiye

Fethiye ist eine Kreisstadt in der Provinz Muğla im Südwesten der Türkei mit 91.244 Einwohnern in der Kernstadt bzw. 145.643 Einwohnern im Kreis (Stand 2014). Sie liegt in der südlichen Ägäisregion am Golf von Fethiye. Fethiye ist zugleich der Name des Landkreises (İlçe).

Name

Die Stadt wurde 1914 zu Ehren des in jenem Jahr in der Nähe von Tiberias verunglückten ersten türkischen Militärpiloten Fethi Bey in Fethiye umbenannt. Bis dato hieß sie seit 1424 Meğri bzw. griechisch Makri, was Ferne Stadt bedeutet. In der Antike war ihr Name Telmessos, in byzantinischer Zeit ab dem 8. Jahrhundert hieß sie Anastasiopolis nach dem Kaiser Anastasios II.

Geographie

Die Stadt liegt in einer Ebene zwischen dem Golf von Fethiye und dem Fuß des Mendos Dağı, einem Ausläufer des südwestlichen Taurus (türkisch: Batı Toroslar). Hafen und Altstadt sind vom offenen Meer hinter der Halbinsel des Oyuktepe und der Şövalye Adası (Ritterinsel), die südlichste einer Kette von zwölf Inseln, geschützt. Von der westlichen Bucht von Karagözler, am Übergang zur Oyuktepe, zieht sich die Ebene keilförmig etwa 25 Kilometer in nördliche und östliche Richtung. Im Norden hebt sich das bis 2418 Meter hohe Boncuk-Massiv (Boncuk Dağları). Südlich streckt sich bis zum Tal des Eşen Çayı das Vorgebirge des Babadağ (1969 Meter). Die höchste Erhebung im Umland ist mit 3024 Metern der Uyluk Tepe, etwa 45 Kilometer östlich der Stadt.

Geschichte

Siehe auch: Telmessos

Auf der Grundlage philologischer Forschung wird vermutet, dass der Ort an der geschützten Bucht bereits ab dem 3. Jahrtausend v. Chr. bewohnt wurde. Einen Beweis indes gibt es dafür nicht. Erstmals erwähnt wurde die Stadt unter dem Namen Telmessos im 5. Jahrhundert v. Chr. als Mitglied des attisch-delischen Seebundes. Ab dem 4. Jahrhundert v. Chr. stand sie unter lykischer Herrschaft. Telmessos bildete zusammen mit der etwa 18 Kilometer nördlich in den Bergen bei Üzümlü gelegenen heutigen Ruinenstadt Kadyanda die westliche Grenze des antiken Lykischen Städtebundes.

Lykische Grabkultur: Felsengrab des Amyntas

Bei dem Feldzug Alexander des Großen nahm dessen General Nearchos die Stadt im Jahr 334 v. Chr. ein. Nach Alexanders Tod fiel sie in den Herrschaftsbereich der Ptolemäer. Mit der Niederlage Antiochos III. im syrisch-römischen Krieg wurde Telmessos 190 v. Chr. Teil des Königreichs Pergamon, 137 v. Chr. fiel es an Rom.

Im 8. Jahrhundert wurde die nunmehr byzantinische Stadt zu Ehren des Kaisers Anastasios II. in Anastasiopolis umbenannt.

1284 eroberten die Menteşe Beyliği die Stadt. 1424 fiel sie unter Osmanische Herrschaft, durch die ihr der Name Meğri, in der Bedeutung von Ferne Stadt, gegeben wurde. Doch auch die Johanniter, die von 1310 bis 1530 auf Rhodos ihren Sitz hatten, beanspruchten die Stadt mehrfach. Sie bauten auf der Akropolis eine Kreuzritterburg, deren Ruinen heute noch weithin sichtbar sind, und nutzten die vorgelagerte Insel Şövalye Adası als Stützpunkt ihrer Kreuzfahrerflotte. Der Name ist aus dem französischen Wort chevalier (Ritter) abgeleitet.

Nach dem Ersten Weltkrieg war Fethiye zwischen dem 11. Mai 1919 und dem 20. Juni 1920 unter italienischer Besatzung. 1924 mussten die griechischen Bewohner, die bis dato den größten Teil der Bevölkerung ausmachten, im Rahmen Völkeraustausches durch den Vertrag von Lausanne die Stadt verlassen, wie unter anderem auch die Griechen im benachbarten Kayaköy. Sie ließen sich in Griechenland nieder, vor allem im Ort Nea Makri in Ostattika.

Blick über das Hellenistisches Theater auf die nach 1957 neu erbaute Altstadt

Ein schweres Erdbeben der Stärke 7,1 zerstörte am 25. April 1957 den größten Teil der Stadt, sechzehn Menschen wurden getötet und fast hundert verletzt. Bereits 1856 war die Stadt von einem starken Erdbeben betroffen. Im August 2004 und im Juni 2012 kam es ebenfalls zu beachtenswerten Beben mit einigen Verletzten und Schäden.

Wirtschaft

Die Stadt ist für die Anwohner des Umlands wichtiges Einkaufs- und Versorgungszentrum sowie ein großer Marktplatz, an dem insbesondere Bauern ihre Produkte aus der fruchtbaren Umgebung anbieten. Es gibt einige Gewerbegebiete und hunderte kleiner Werkstätten, doch kaum Industrie. Im westlichen Teil des Hafens, an der Bucht von Karagözler, liegen noch einige Werften.

Hauptwirtschaftszweig ist der Tourismus. Die meisten Hotelanlagen sowie der mit fünf Kilometer längste Strand der Stadt befinden sich in dem nördlichen Vorort Çalış. Auch der Hafen steht ganz im Zeichen des Tourismus, hunderte Ausflugsschiffe bieten Touren zu den umliegenden Inseln und Buchten. Touristischer Anziehungspunkt 14 Kilometer außerhalb der Stadt ist die Bucht von Ölüdeniz und deren türkisblaue Lagune.

Verkehr

Vom zentralen Busbahnhof (Otogar) aus bestehen rund um die Uhr Busverbindungen zu den meisten großen Städten des Landes (u. a. Istanbul, Ankara, Izmir und Antalya). Der internationale Flughafen Dalaman ist etwa 50 Kilometer entfernt. Während der Saison (März bis Oktober) verkehrt eine Fähre zur griechischen Insel Rhodos. Neben dem kleinen Wirtschaftshafen befinden sich eine von Weltenbummlern gern zum Überwintern genutzte Marina sowie mehrere Tauchbasen.

Sehenswürdigkeiten

Die weiße Moschee im Zentrum von Fethiye
Lykischer Sarkophag auf einer Straße in Fethiye
  • Der alttürkische und teilweise noch antike Stadtkern wurde bei dem Erdbeben 1957 größtenteils zerstört. Der Wiederaufbau erfolgte in einem zweckdienlichen Stil. Östlich des Hafens liegt das Basarviertel, es ist mit zahlreichen Restaurants, Bars und Läden weitgehend auf Tourismus ausgerichtet.
  • Im Altstadtbereich erhalten geblieben ist das traditionelle Eski Hamam aus dem 16. Jahrhundert.
  • Erhalten ist zudem die alte Moschee Eski Cami, die Cezayirli Hasan Paşa 1791 hatte bauen lassen.
  • Als Hauptsehenswürdigkeit gelten die Felsengräber, die in der lykischen Zeit oberhalb des Stadtzentrums in die Felswände gemeißelt wurden. Neben einfachen Kammergräbern finden sich auch Eingänge in der Gestaltung von Tempelfassaden. Am ausgeprägtesten ist das Grab des Amyntas aus dem 4. Jahrhundert v. Chr.
  • Verstreut über die Stadt befinden sich einige lykische und römisch-lykische Giebelsarkophage in situ. Sie stehen auf Wegen, Plätzen, in einem Wohngebiet auch mitten auf einer Straße, andere sind in die Mauern von Gebäuden einbezogen.
  • Ebenfalls auf Felsen oberhalb der Stadt, einem Akropolisplateau, steht die Ruine der im 15. Jahrhundert von Rittern des Rhodischen Johanniterordens mit Unterstützung der Genueser erbauten Johanniterburg. Teilweise ist hier gut zu erkennen, dass Reste einer weit älteren Bebauung mit einbezogen wurden.
  • Sehenswürdig ist zudem die Ruine des hellenistischen Theaters, das in der Mitte des 19. Jahrhunderts von dem französischen Gelehrten Charles Texier freigelegt und beschrieben wurde. Die Anlage ohne Bühnenhaus entspricht einem frühen Bautypus. Bei einem Erdbeben 1856 kam jedoch zu weitgehenden Zerstörungen und Verschüttungen. In der zweiten Hälfte der 1990er Jahre konnte es von Archäologen der Universität Istanbul erneut freigelegt werden.
  • Die Stadt hat ein kleines Archäologisches Museum, erbaut 1962. Als interessantestes Exponat gilt die Trilingue vom Letoon, eine Stele mit einer Dreispracheninschrift in aramäischer, lykischer und hethitischer Schrift.

Sonstiges

Fethiyespor ist der 1933 gegründete Fußballverein der Stadt. Die Spieler werden von ihren Fans oft als Akdeniz'in Şimşekleri (dt.: Die Blitze vom Mittelmeer) oder Apaçiler (dt.: Die Apachen) bezeichnet.