Die Türkei (amtlich Türkiye Cumhuriyeti (T.C.), deutsch Republik Türkei) ist ein Einheitsstaat im vorderasiatischen Anatolien und südosteuropäischen Ostthrakien. Das Land ist seit seiner Gründung im Jahr 1923 als Nachfolgestaat des Osmanischen Reiches laizistisch und kemalistisch ausgerichtet. Der Staatsgründer Mustafa Kemal Atatürk leitete eine Modernisierung der Türkei durch gesellschaftliche und rechtliche Reformen nach dem Vorbild verschiedener europäischer Nationalstaaten ein. Der türkische Staat wird planmäßig bis zu den Wahlen im November des Jahres 2019 als parlamentarische Republik organisiert sein. Danach wird das Regierungssystem zu einem Präsidialsystem geändert. Nach einem Putschversuch im Juli 2016 haben die türkische Regierung und der Staatspräsident Erdoğan den Ausnahmezustand verhängt.
Geographisch wird das Land meist in sieben Regionen mit abweichendem Klima aufgeteilt. Die Türkei hat gut 79,8 Millionen Einwohner (2016) auf einer Fläche von 783.562 km². Im Ballungsraum von Istanbul lebt knapp ein Fünftel der türkischen Bevölkerung, daneben gibt es weitere Millionenstädte wie die Hauptstadt Ankara, Izmir, Bursa, Adana, Gaziantep, Konya, Antalya und Diyarbakır. Der Grad der Urbanisierung lag 2015 bei etwa 73 Prozent. In der Türkei gibt es 16 UNESCO-Welterbestätten und zahlreiche Naturschutzgebiete.
Die Türkei ist ein Schwellenland mit mittlerem Einkommen und gilt als potenziell aufstrebende Wirtschaftsmacht. Das Land erbrachte 2016 die dreizehntgrößte Wirtschaftleistung der Welt (kaufkraftbereinigt). Die Türkei ist u.a. Mitglied der OECD, NATO, UN, G20, sowie der Organisation für Islamische Zusammenarbeit.
Die Türkei ist seit 1999 offiziell ein EU-Beitrittskandidat.
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Die Türkei erstreckt sich geographisch über zwei Kontinente. Anatolien, der asiatische Teil des türkischen Staatsgebiets, nimmt etwa 97 % der Fläche ein. Der europäische Teil im Nordwesten (Ostthrakien) umfasst etwa 3 % der Fläche, in der auch der Hauptteil der Metropole Istanbul liegt.
Mit einer Küstenlinie von rund 7.200 km Länge grenzt die Türkei im Westen an das Ägäische Meer, im Süden ans Mittelmeer und im Norden ans Schwarze Meer. Das Marmarameer liegt zwischen dem Ägäischen und dem Schwarzen Meer und ist mit diesen jeweils durch eine Meerenge verbunden: im Westen die etwa 65 Kilometer langen Dardanellen, im Osten der Bosporus. Am Bosporus liegt die Millionen-Metropole Istanbul.
Die Landgrenze zu den acht Nachbarländern hat eine Gesamtlänge von 2.648 km. Im Nordwesten grenzt die Türkei an Griechenland (206 km Grenze) und Bulgarien (240 km), im Nordosten an Georgien (252 km), Armenien (268 km), Aserbaidschan (Exklave und autonome Republik Nachitschewan, 17 km), im Osten an den Iran (499 km) und im Süden an den Irak (331 km) und Syrien (822 km).[8] Die politisch geteilte Insel Zypern mit der Republik Zypern und der international nicht anerkannten Türkischen Republik Nordzypern befindet sich etwa 70 Kilometer von der Südküste entfernt. Ebenfalls nicht weit vom türkischen Festland entfernt sind die griechischen Inseln Chios, Kos, Symi und Rhodos.
Das verlegte Grab Suleiman Schahs (vorher am Qalʿat Dschaʿbar) in der Nähe der syrischen Stadt Sarrin ist (Stand Mitte 2014) eine offizielle Exklave. Sie wurde als Hoheitsgebiet durch türkische Soldaten bewacht. Im Februar 2015 verlegte ein Kommandotrupp der türkischen Streitkräfte das Grab erneut und schleifte das Grabmal.
Geologisch ist die Türkei ein Teil des Alpidischen Gebirgsgürtels. Sie liegt größtenteils auf der Anatolischen Platte, die im Norden und Osten an die Eurasische Platte, im Süden an die Arabische Platte und im Südwesten an die Afrikanische Platte grenzt. Durch die Nordanatolische Verwerfung, eine Transformstörung, gehört vor allem der Norden der Türkei zu den am stärksten erdbebengefährdeten Regionen der Erde, die in den letzten Jahrzehnten mehrmals von Erdbeben erschüttert wurde. Da eine gewisse chronologische Ost-West-Abfolge der Erdbeben in der Nordtürkei festzustellen ist, vermuten Experten, dass in absehbarer Zeit auch Istanbul von einem großen Beben betroffen sein wird. Die letzten großen Beben in der Provinz Kocaeli wie das Erdbeben von Gölcük waren weniger als 100 km von Istanbul entfernt.
Die Türkei wird geographisch in sieben Gebiete oder Regionen unterteilt. Vier Regionen sind nach den anliegenden Meeren benannt: Schwarzmeerregion, Marmararegion, Ägäisregion und Mittelmeerregion. Drei Regionen sind nach ihrer Lage in Anatolien benannt: Zentralanatolien, Ostanatolien und Südostanatolien. Diese Regionen unterscheiden sich stark bezüglich Vegetation und Wetterbedingungen.
Die Marmara-Region umschließt das Marmarameer und liegt damit teils in Europa, teils in Anatolien, das zu Asien gehört. Der europäische Teil im Norden ist das türkische Thrakien (Ostthrakien). Auf der thrakischen Hochebene bildet der Fluss Meriç die Grenze zu Griechenland. Die Landschaft der Marmararegion ist hügelig und von Büschen und Wäldern bedeckt. Der fruchtbare Ackerboden weicht im Osten einer Steppenlandschaft. Die Metropolregion Istanbul bildet das wirtschaftliche Zentrum der Türkei. Die Millionenstadt Bursa ist Kurort und berühmt für ihre Schwefel- und Thermalquellen; sie liegt zu Füßen des Uludağ-Gebirges. Der Berg ist ganzjährig ein beliebtes Ausflugsziel.
Die Ägäis-Region wird ebenfalls landwirtschaftlich intensiv genutzt. Die stark hügelige Landschaft erstreckt sich entlang der Westküste zwischen Çanakkale und Bodrum. Die Küstenregion zählt zu den touristisch am besten erschlossenen Regionen der Türkei. Neben Zypressen und Ölbäumen prägen Weinreben die Landschaft. In dieser Region finden sich viele antike Stätten aus der Zeit der griechischen Besiedlung, z. B. Troja, Assos (Behramkale), Pergamon (Bergama), Ephesus (Efes), Priene, Milet, Didyma und Euromos.
Die Schwarzmeer-Region umfasst den nördlichen Küstenstreifen der Türkei. Sie ist geprägt durch ein mildes, feuchtes Klima, und auf ihrer bergigen Landschaft erstrecken sich große Wälder. Auf dem sehr fruchtbaren Boden werden Tee, Tabak, Mais und Haselnüsse angebaut.
Die zentralanatolische Region umfasst die inneranatolischen Hochebenen. Hier liegen der Salzsee Tuz Gölü und Gebirgsketten, die stellenweise bis zu 3900 m hochragen. Im Osten liegt Kappadokien, das wegen seiner in Tuffstein getriebenen Wohnhöhlen und Felsenkirchen in bis zu 2000 m hohen Bergkegeln berühmt ist. Inneranatolien ist überwiegend durch eine Steppenlandschaft geprägt und gehört zu den trockensten Gebieten Anatoliens; in der Region um den Tuz Gölü ist die Landschaft wüstenähnlich. Deshalb ist die landwirtschaftliche Nutzung in dieser Region nicht so stark ausgebildet wie in den zuvor genannten Regionen. Vor allem Weizen, Gerste, Hülsenfrüchte, insbesondere Kichererbsen, und Obst werden hier angebaut. Das Klima dieser Region ist geprägt durch heiße, trockene Sommer mit kalten Nächten. Die Winter sind mit Temperaturen bis unter −20 Grad Celsius sehr kalt.
In Ostanatolien liegen als Hochgebirgslandschaft einige der höchsten Berge der Türkei, wie der Ararat und der Süphan Dağı. Auch sind hier die Quellflüsse des Euphrat zu finden, der Murat und der Karasu, ferner der Oberlauf des Aras, der am Ararat vorbei nach Osten dem Kaspischen Meer zustrebt. Der 1640 Meter hoch gelegene Vansee als größter Binnensee des Landes liegt auch in dieser Region. Größte Städte sind Elazığ, Erzincan, Erzurum, Malatya und Van.
Die Mittelmeerregion wird im Norden vom Taurus- und im Osten vom Amanosgebirge begrenzt. In dieser Region werden überwiegend Zitrusfrüchte, Bananen, Tomaten, Erdnüsse und Baumwolle angebaut.
Südostanatolien ist die älteste Kulturregion der Türkei. Sie wird vom Taurus-Gebirge umschlossen. Hier verlaufen die beiden Flüsse Euphrat und Tigris. Landwirtschaftlich wird diese Region durch Weizen-, Gersten-, Wein-, Oliven- und Pistazienanbau genutzt. Neben Gebirgsverläufen ist die Gegend östlich des Euphrat durch ein Hochplateau geprägt. Im Rahmen des Südostanatolien-Projekts wurden entlang von Euphrat und Tigris zahlreiche Staudämme errichtet; einige sind noch im Bau (→ Euphrat#Staustufen und Tigris#Staustufen).
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Klimadiagramm von Istanbul
Klimadiagramm von Ankara
Klimadiagramm von Antalya
Klimadiagramm von Van
Die Klimadaten der Türkei je nach Region | |||||
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Region | Durchschnittliche Temperatur (°C) | Höchsttemperatur (°C) | Tiefsttemperatur (°C) | Durchschnittliche Feuchtigkeit (%) | Durchschnittlicher Niederschlag (mm) |
Marmararegion | 13,5 | 44,6 | −27,8 | 71,2 | 569,0 |
Ägäisregion | 15,4 | 48,5 | −45,6 | 60,9 | 654,3 |
Mittelmeerregion | 16,4 | 45,6 | −33,5 | 63,9 | 706,0 |
Schwarzmeerregion | 12,3 | 44,2 | −32,8 | 70,9 | 828,5 |
Zentralanatolien | 10,6 | 41,8 | −36,2 | 62,6 | 392,0 |
Ostanatolien | 9,7 | 44,4 | −45,6 | 60,9 | 569,0 |
Südostanatolien | 16,5 | 48,4 | −24,3 | 53,4 | 584,5 |
Die Flora der Türkei gilt als die vielfältigste und abwechslungsreichste des Nahen Ostens. Mittlerweile wurden mehr als 9.000 Arten aus über 850 Gattungen bestimmt. Etwa ein Drittel dieser Arten ist endemisch. Gründe für diese extrem hohe Endemitenrate sind das Zusammentreffen verschiedener phytogeographischer Regionen, die klimatische Vielfalt und eine gebirgsreiche Landschaft; Faktoren, die eine starke Ausdifferenzierung ermöglichen. Die Gattungen Verbascum und Astragalus haben hier ihren Verbreitungsschwerpunkt. Viele endemische Arten sind jedoch gefährdet. Die zentralen Steppengebiete werden von Dornpolstern und -sträuchern beherrscht, z. B. Disteln, die der jahrhundertelangen Begrasung der Viehnomaden standhielten. Im Norden, vor allem an der Schwarzmeerküste, finden sich ausgedehnte Nadelwälder und wirtschaftlich genutzte Haselnuss-, Mais- und Teeplantagen, im Süden eher Obst- und Baumwollplantagen.
Auch sind viele Niederwildarten und Wildschweine heimisch, wobei sich ihr Bestand durch die Jagd beständig dezimiert. An Nutztieren finden sich vorrangig Rinder, Pferde, Büffel, Schafe und Ziegen. Der Kamelbestand ging in den letzten Jahrzehnten stetig zurück; sie werden heute in erster Linie für sportliche Wettkämpfe und nicht mehr als Lastenträger gezüchtet.
An der türkischen Küste trifft man auch auf die verschiedensten Fischarten und auch auf Delphine. Vereinzelt trifft man auch im Meer auf unterschiedliche Haiarten, die jedoch eher nicht in Küstennähe kommen. Die in Europa für ausgestorben gehaltene Mönchsrobbe findet man mittlerweile wieder an der Ägäisküste der Türkei und Griechenland.
Die größten Raubtiere, die heute noch in der Türkei leben, sind unter anderem Braunbär, Wolf, Goldschakal und Eurasischer Luchs. Die Streifenhyäne lebt im Südosten des Landes. Vereinzelt trifft man auch Schleichkatzen und Wildkatzen und im Südosten des Landes auf Wüstenwarane und Ichneumone. Im Laufe der Zeit sind Raubtiere gejagt und ausgerottet worden. Der letzte Asiatische Löwe wurde im Jahr 1870 erlegt. Der letzte Kaspische Tiger wurde 1970 geschossen. Der im Jahr 1974 für ausgestorben erklärte anatolische Leopard wurde nach mehrjähriger Forschung im Jahre 2013 in der Schwarzmeerregion wiederentdeckt.
Die Türkei ist Brut- und Überwinterungsplatz für zahlreiche Vogelarten. Südlich von Bandırma – im Kuşcenneti-Nationalpark – liegt ein bekanntes Vogelparadies, wo Pelikane, Wildenten, Störche, Kormorane, Nachtigallen und Fasane ihre Heimat gefunden haben. Wichtige Kolonien der Rosaflamingos befinden sich im Inneren und im Süden des Landes.
1,3 % der Fläche der Türkei stehen unter Naturschutz. Dazu gehören zehn Küstenschutzgebiete, 18 Naturschutzgebiete und 41 Nationalparks, wovon zwei von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt wurden. Die Türkei hat auch Anteile am Grünen Band Europas und der europäische Teil des Landes liegt im Blauen Herz Europas.
Die geringe finanzielle Ausstattung des Umweltministeriums verhindert derzeit allerdings einen ausreichenden Schutz der Gebiete.
Insgesamt sind 235 (Stand 2007) Strände in der Türkei mit der blauen Flagge ausgezeichnet, die jedes Jahr an Strände und Marinas vergeben wird, an denen in der vorangegangenen Saison ein konstant hoher Standard hinsichtlich der Badewasserqualität eingehalten wurde.
Die Südküste zwischen Antalya im Westen und dem Kap Anamur im Osten der Türkei, auch als Türkische Riviera bekannt, ist eines der touristischen Zentren des Landes. Neben Antalya ist Alanya die wichtigste Stadt. Daneben ist für Badeurlauber auch die südliche Ägäisküste sehr beliebt. Ein weiterer sehr beliebter Badeort ist Bodrum. Neben dem ausschweifenden Nachtleben ist Bodrum für seine mittelalterliche Kreuzritterburg (Bodrum Kalesi) bekannt. Fethiye ist für seine Buchten, Inseln und Strände bekannt. In der Nähe befindet sich Myra, wo sich neben lykischen Felsengräber auch die Kirche des Nikolaus befindet.
Kappadokien ist eine Landschaft in Zentralanatolien. Einer der bekanntesten Orte ist Göreme mit seinen aus weichem Tuff herausgehauenen Höhlenkirchen. Die Gegend besteht aus Tuff, der wegen der geringen Niederschlagsmengen und dem Wind nur langsam verwittert. Härteres Gestein bleibt stehen, sodass die sogenannten Feenkamine entstehen.
Seit der Republikgründung im Jahre 1923 wuchs die Bevölkerung der Türkei schnell an. 1927 lebten in der Türkei knapp 14 Millionen Menschen, 2003 waren es knapp 70 Millionen (siehe Grafik), 2014 waren es 77,7 Millionen. Die Türkei ist gleichzeitig ein Auswanderungs- und Einwanderungsland. Während der 1960er, 1970er und 1980er Jahre verließen Millionen Türken ihr Land als Arbeitsmigranten („Gastarbeiter“) oder politische Flüchtlinge und gingen etwa nach Deutschland, Belgien, Frankreich, Schweden, in die Niederlande, die Schweiz und nach Österreich. Vor allem Minderheiten verließen die Türkei, etwa Aramäer, Aleviten, Armenier, Assyrer, Griechen, Kurden, Juden, Jesiden und Zaza. Auf der anderen Seite kamen aus dem Balkan, Griechenland, dem Nahen Osten, dem Iran, Zentralasien und der Krim nach dem Fall des eisernen Vorhanges Aussiedler in die Republik. 2009 wählten etwa 4.600 Deutsche die Türkei als neue Wahlheimat, von insgesamt rund 155.000 deutschen Auswanderern. Neben dem Klima und schönen Landschaften gelten vor allem die günstigen Lebenshaltungskosten sowie relativ geringe bürokratische Hürden als einwanderungsfördernde Faktoren.
Nachfolgend sind die Einwohnerzahlen der Türkei in ausgewählten Jahren aufgelistet:
Jahr | Einwohnerzahl | Veränderung | Jahr | Einwohnerzahl | Veränderung |
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1927 | 13.648.000 | 1980 | 44.736.957 | 10,88 % | |
1930 | 14.448.000 | 5,86 % | 1985 | 50.664.458 | 13,25 % |
1935 | 16.158.018 | 11,84 % | 1990 | 56.473.033 | 11,46 % |
1940 | 17.820.950 | 10,29 % | 2000 | 67.844.903 | 20,14 % |
1945 | 18.790.174 | 5,44 % | 2005 | 72.900.428 | 7,45 % |
1950 | 20.947.188 | 11,48 % | 2008 | 70.586.256 | -3,17 % |
1955 | 24.064.763 | 14,88 % | 2009 | 71.517.100 | 1,32 % |
1960 | 27.754.820 | 15,33 % | 2011 | 74.724.269 | 4,48 % |
1965 | 31.391.421 | 13,10 % | 2012 | 75.627.384 | 1,21 % |
1970 | 35.605.176 | 13,42 % | 2013 | 76.667.864 | 1,38 % |
1975 | 40.347.719 | 13,32 % | 2014 | 77.695.904 | 1,34 % |
Die Türkei verfügt über eine sehr junge Bevölkerung. Der Altersdurchschnitt liegt bei etwa 30,7 Jahren (Stand 2014). Die Altersstruktur setzte sich 2014 folgendermaßen zusammen: 24,28 % der Staatsbürger sind unter 14 Jahre alt, 67,75 % zwischen 15 und 64 Jahre und nur 7,97 % über 65 Jahre alt.
Bevölkerungsverteilung nach Altersgruppen
0–4 | 6.294.533 |
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5–9 | 6.315.628 |
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10–14 | 6.252.269 |
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15–19 | 6.518.921 |
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20–24 | 6.263.460 |
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25–29 | 6.273.202 |
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30–34 | 6.516.294 |
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35–39 | 5.918.336 |
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40–44 | 5.510.337 |
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45–49 | 4.674.262 |
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50–54 | 4.438.422 |
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55–59 | 3.656.563 |
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60–64 | 2.870.715 |
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65–69 | 2.215.704 |
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70–74 | 1.557.235 |
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75–79 | 1.104.178 |
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80–84 | 840.410 |
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85–89 | 360.158 |
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90 | 115.277 |
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Die ethnische Zusammensetzung der Bevölkerung in der Türkei ist nicht exakt feststellbar. Bei offiziellen Volkszählungen wird die ethnische Zugehörigkeit nicht mehr erfasst. Ermittelt werden hingegen Muttersprache und Zweitsprache, wobei die Zahlen bei vielen Minderheiten aufgrund der türkischen Assimilationspolitik stark rückläufig sind. Hinzu kommt, dass sich seit Jahrhunderten die verschiedensten Volksgruppen mischen, sodass die Zurechnung zu einer Volksgruppe vielfach schwerfällt.
Die Angaben zu den Ethnien differieren stark, je nachdem, welche Quellen herangezogen werden. Demnach leben in der Türkei folgende Ethnien: 70 bis 81 % Türken, 9 bis 14 % Kurden, 4 % Zaza, 2 % Tscherkessen, 2 % Bosniaken, 1,5 % Araber, 1 % Albaner, 1 % Lasen, 0,1 % Georgier sowie diverse andere ethnische Gruppen und Nationalitäten wie Armenier/Hemşinli, Bulgaren/Pomaken, Aramäer, Tschetschenen, Griechen/Pontier, Juden und Roma.
Im Jahre 1914 gab es im Osmanischen Reich etwa 1,3 Millionen Armenier mit der Muttersprache Armenisch. Ihre Zahl ist durch den Völkermord von 1915 bis 1917 und die Vertreibungen auf etwa 40.000 zurückgegangen. Hinzukommen etwa 70.000 illegale armenische Einwanderer.
Die Bevölkerungsgruppe der Türken wird unterschiedlich definiert. Die türkische Regierung zählt seit 1965 Bevölkerungsgruppen dazu, die von anderen Quellen zum Teil als Angehörige anderer Turkvölker angesehen werden. Dies betrifft etwa 600.000 Aserbaidschaner, jeweils bis zu 200.000 Mescheten und Turkmenen, etwa 15.000 Gagausen, jeweils etwa 1.000 Kasachen, Kirgisen, Kumyken, Usbeken und 500 Uiguren.
Die National- und Amtssprache der heutigen Türkei ist die Turksprache Türkisch, die von über 80 % der Bevölkerung als Muttersprache und von weiteren 10–15 % als Zweitsprache gesprochen wird. Die türkische Gebärdensprache wurde im Juli 2005 gesetzlich anerkannt.
Darüber hinaus gibt es etwa zwanzig Sprachen aus insgesamt fünf verschiedenen Sprachfamilien, die heute von nicht-türkischen in der Türkei ansässigen Ethnien und Minderheiten gesprochen werden. In diesem Sinne ist die Türkei ein multiethnischer Staat. Die bedeutendsten dieser Sprachen sind
Griechisch, vor allem Pontisch, wurde um 1914 noch von 1,73 Millionen Menschen gesprochen, die allerdings durch anhaltende Verfolgung vertrieben wurden. Bis heute sind noch 4.000 Sprecher in Istanbul geblieben. Von den einst weit verbreiteten aramäischen Sprachen – den Dialekten der aramäischen Christen – ist heute außer dem Turoyo (3.000 Sprecher) nur noch die kleine Hertevin-Sprache (1.000 Sprecher) in der Türkei vertreten. Die früheren aramäischen Sprachen Nestorianisch-Neuaramäisch („Assyrisch“), Chaldäisch-Neuaramäisch (Kaldoyo) und Jüdisch-Neuaramäisch (Lishana Deni) werden heute in der Türkei nicht mehr gesprochen.
Zur kartwelischen Gruppe der kaukasischen Sprachen gehören in der Türkei Georgisch (40.000 Sprecher) und Lasisch (30.000). Außer den schon erwähnten Sprachen Kabardinisch und Adygeisch werden die westkaukasischen Sprachen Abchasisch (5.000) und Abasinisch (10.000) in der Türkei gesprochen.
Andere Minderheitensprachen sind die indogermanischen Sprachen Albanisch (15.000 Sprecher in der Türkei), Romani (25.000) und Domari (30.000). Durch aktuelle Flüchtlingsbewegungen gibt es über die etwa zwanzig genannten Landessprachen hinaus heute kleinere Gruppen von Sprechern der Turksprachen Turkmenisch, Kasachisch, Kirgisisch, Usbekisch, Uigurisch, Kumykisch und Krim-Tatarisch; außerdem einige Hundert Sprecher der kaukasischen Sprachen Tschetschenisch, Lakisch und Lesgisch sowie der iranischen Sprachen Ossetisch und Persisch (Farsi). Da es sich hierbei um Flüchtlingsgruppen handelt, werden diese Sprachen nicht zu den „Sprachen der Türkei“ gezählt.
Auf dem Staatsgebiet der heutigen Türkei wurden im Laufe der Geschichte viele bedeutende Sprachen gesprochen, die heute ausgestorben sind. Zu den wichtigsten zählen Hethitisch, Luwisch, Lykisch, Lydisch, Phrygisch, Akkadisch (in der Form des Assyrischen), Urartäisch, Altgriechisch, Byzantinisch, Altarmenisch, Lateinisch und das klassische Syrisch, die Religionssprache der aramäischen Christen.
Nach offiziellen Statistiken sind etwa 99 % der türkischen Bevölkerung Muslime, davon sind ca. 82 % Sunniten, 16 % Aleviten und 1–2 % Alawiten. Außerdem leben in der Türkei 0,2 % Christen (125.000) und 0,04 % Juden (23.000). Auch eine kleine Anzahl von Jesiden und der Dönme lebt hier. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts lebten jedoch noch etwa 20 % Christen (insbesondere Armenier und Griechen) auf dem Gebiet der heutigen Türkei und 1923 wurden über 120.000 Juden gezählt.
Die Zahlen sind nur bedingt aussagekräftig, weil jeder Einwohner der Türkei, wenn er nicht explizit als einer anderen Religion zugehörig erklärt wird, automatisch als Muslim erfasst wird. Ein Gegenstück zum Kirchenaustritt gibt es nicht, sodass auch Atheisten, Agnostiker sowie keiner Religionsgemeinschaft angehörende Bürger in der amtlichen Statistik als Muslime erfasst werden. Die genaue Anzahl der Muslime und der konfessionslosen Einwohner ist daher nicht bekannt.
Seit der Gründung der Republik gilt die Trennung zwischen Staat und Religion. Die Stellung des Islams als Staatsreligion wurde im Jahr 1928 unter Staatsgründer Atatürk per Verfassungsänderung aufgehoben. Die Türkei sieht sich seither als laizistischen Staat an, der keine religiösen Präferenzen hat. So gilt die Scharia, anders als in vielen muslimischen Staaten, in der Türkei nicht. In den letzten Jahren haben konservativ-religiöse Strömungen in der Bevölkerung stark an Einfluss gewonnen.
Das staatliche Präsidium für Religionsangelegenheiten (DİB) verwaltet die sunnitischen Einrichtungen. Trotz der in Artikel 2 der türkischen Verfassung festgelegten Trennung von Staat und Religion (Artikel 2: „Die Republik Türkei ist ein […] demokratischer, laizistischer und sozialer Rechtsstaat.“) ist das mit weitreichenden Befugnissen ausgestattete DİB dem Amt des türkischen Ministerpräsidenten angegliedert und untersteht dem jeweils amtierenden Ministerpräsidenten. Vom DİB werden islamische Rechtsgutachten (Fetva) erstellt und in Auftrag gegeben. Im Jahr 2008 stellte das DİB durch eine Fetva fest, dass eine Abkehr vom Islam hin zu einer anderen Religion erlaubt sei. Der Koran sehe neben einer jenseitigen Strafe keine weltliche Strafe für den Abfall vom Islam vor.
Der Staat stellt für alle Bürger eine medizinische Grundversorgung zur Verfügung. Im Jahre 2007 kamen auf 1000 Einwohner 1,23 Ärzte. Die Lebenserwartung betrug im Zeitraum von 2010 bis 2015 in der Türkei 74,8 Jahren (bei den Männern 71,5 Jahre und bei den Frauen 78,1 Jahre). In der Rangliste gemäß dem Wohlstandsindikator Index der menschlichen Entwicklung lag die Türkei 2014 auf Platz 72 von 188 bewerteten Staaten und fällt damit in die Gruppe der Staaten „hoher menschlicher Entwicklung“; gegenüber 2009 hat sich das Land damit um 16 Positionen verbessert.
Entwicklung der Lebenserwartung in der Türkei seid 1950 laut UN
Zeitraum | Lebenserwartung in Jahren | Zeitraum | Lebenserwartung in
Jahren |
---|---|---|---|
1950-1955 | 41,01 | 1985-1990 | 63,04 |
1955-1960 | 43,69 | 1990-1995 | 65,49 |
1960-1965 | 47,22 | 1995-2000 | 68,49 |
1965-1970 | 50,78 | 2000-2005 | 71,37 |
1970-1975 | 53,75 | 2005-2010 | 73,37 |
1975-1980 | 57,05 | 2010-2015 | 74,83 |
1980-1985 | 60,22 |
Quelle: UN
Die Türkei weist laut einer Studie der Credit Suisse für 2014 einen Gini-Koeffizient von 0,84 auf und ist damit ein Land mit einem „hohen Grad an Vermögensungleichheit“. Die Vermögensungerechtigkeit nahm in den Jahren 2002 bis 2014 zu: Der Anteil des reichsten ein Prozents der türkischen Bevölkerung stieg in diesem Zeitraum von 39,4 Prozent des gesamten Vermögens auf 54,3 Prozent. Laut Forbes gab es 2017 in der Türkei 29 Milliardäre.
Als einer der Gründerväter des modernen Bildungssystems der Türkei gilt Münif Pascha aus der Tanzimatperiode.
In der letzten Erziehungsreform von 1997 wurde die gesetzliche Schulpflicht von 5 Jahren auf 8 Jahre erhöht. Danach findet der Übergang in die vierjährige Sekundarstufe II statt, in der alle Schüler seit 2004/05 eine zweite Fremdsprache wählen müssen. 2004 bemühte sich die AKP-Regierung intensiv um den erleichterten Hochschulzugang der Berufsschulabgänger. Ziel der Bemühungen war es vor allem, den Abgängern der İmam-Hatip-Schulen den Zugang zu nicht-theologischen Studienfächern zu erleichtern. Die Imam-Hatip-Schulen gelten seit der Erziehungsreform von 1997 als Berufsschulen der Sekundarstufe II, in der Vorbeter (Imame) und Prediger ausgebildet werden. Im Februar 2006 wurde dieses Vorhaben der AKP-Regierung durch das Urteil des ersten Verwaltungsgerichts gestoppt. Es urteilte, dass ein Abschluss auf einer religiösen Imam-Hatip-Schule nicht zu einem Studium an einer Universität berechtigt.
Im Schulwesen der Türkei bestehen aufgrund mangelnder Finanzierung und der hohen Zahl schulpflichtiger Kinder erhebliche Defizite. Ca. 25 % der türkischen Bevölkerung sind im schulpflichtigen Alter. Die wirtschaftliche Kluft zwischen dem Osten und dem entwickelteren Westen der Türkei wirkt sich auch auf das Schulsystem aus. So besteht im Osten eine große Zahl von einzügigen Schulen mit mehr als 50 Schülern pro Klasse. 98,7 % aller schulpflichtigen Kinder gehen zur Schule. Im Jahre 2015 konnten 95 % der türkischen Bevölkerung Lesen und Schreiben.
In den letzten PISA-Studien lag die Türkei im unteren Drittel der teilnehmenden Staaten. Für das Jahr 2006: Mathematik: Platz 29 (vgl. Deutschland Platz 14) Lesefähigkeit: Platz 28 (vgl. Deutschland Platz 14) Naturwissenschaften: Platz 29 (vgl. Deutschland Platz 8)
In den letzten Jahren versucht die türkische Regierung, Schulen und Hochschulen zunehmend zu re-islamisieren. Dazu tragen verschiedene Initiativen bei.
Kopftücher. An den türkischen Schulen und Hochschulen herrschte bis 2011 Kopftuchverbot, sowohl für die Schüler und Studenten als auch für die Lehrkräfte. Dieses Verbot war teils mit Polizeigewalt durchgesetzt und wurde in den letzten Jahren zunehmend Thema hitziger Debatten. Noch 2006 wurde das Verbot durch das erste Verwaltungsgericht in einem Urteil bestätigt und ausgedehnt. Im Oktober 2010 jedoch verfügte der Hohe Hochschulrat (YÖK): „Studentinnen dürfen bei Verstößen gegen die Kleiderordnung nicht mehr vom Unterricht ausgeschlossen werden“, wodurch Frauen nun sogar in einem Ganzkörperschleier teilnehmen könnten.
Koranunterricht. Die türkische Bildungspolitik hat sich nach Erdoğans Wahl zu seiner dritten Amtszeit stark verändert. Das Mindestalter für den Koranunterricht wurde auf drei Jahre gesenkt und die Anforderungen für die Lehrkräfte in diesem Bereich vermindert, so dass nun auch in Saudi-Arabien ausgebildete Imame die Kinder heranziehen dürfen. Im Rahmen der Bildungsreform ist das Schulsystem nun in vier Jahre Grundschule, vier Jahre Mittelschule und vier Jahre Oberschule unterteilt. Damit wird die Schulpflicht auf zwölf Jahre angehoben. Neben dem bestehenden Pflichtfach Religion wurden die drei neuen Wahlfächer Koran, Arabisch und das Leben des Propheten Mohammed eingeführt. Das Schuleintrittsalter wurde auf fünf Jahre gesenkt. Im Rahmen der Reform sind die Absolventen religiöser Akademien denen von geistes- und naturwissenschaftlichen Schulen bei der Zulassung für Hochschulen gleichgestellt worden. Kritiker befürchten dabei laut Michael Rubin, einem Experten für den Nahen Osten, dass Islamisten ohne fundierte Grundlage in den elementaren Geisteswissenschaften dadurch Staatsbeamte werden würden und so den Staatsapparat binnen einer Generation verändern könnten. Im Rahmen der Schulreform gibt es für die religiösen Gymnasien (İmam-Hatip-Schulen) jetzt auch Mittelschulen. Allein in Istanbul wurden zu diesem Zweck 76 Mittelschulen umgewandelt.
Evolution im Unterricht. Führende Bildungspolitiker befürworten, dass Evolution nicht mehr an türkischen Schulen unterrichtet wird. Der Vorsitzende des Bildungsausschusses, Alpaslan Durmuş, behauptete dass die Theorie fragwürdig, umstritten und zu kompliziert für Schüler sei. Der türkische Vizepräsident Numan Kurtulmuş bezeichnete die Evolution Anfang 2017 als eine „archaische Theorie“.
Insgesamt sank das Bildungsniveau nach anfänglichen Erfolgen der Bildungspolitik der AKP gemäß den Pisa-Erhebungen. Besonders schlecht schneiden darin die İmam-Hatip-Schulen ab.
Die Türkei hat 172 Universitäten, darunter 69 staatlich anerkannte private Stiftungsuniversitäten, vier Militärakademien und eine Polizeiakademie. An den Universitäten des Landes studieren 3,6 Mio. Studenten und damit 33 % aller Schulabgänger eines Jahrganges. Diese werden von 111.495, Lehrkräften unterrichtet und betreut. Kontrolliert werden die Hochschulen durch den türkischen Hochschulrat (YÖK), dem seit 6. November 1981 alle Hochschulen unterstellt sind. 2007 studierten 2.294.707 Studenten an staatlichen Universitäten und 124.507 Studenten an privaten Universitäten. Die Quote der Hochschulabsolventen liegt bei 12,8 Prozent.
Der Hochschulrat koordiniert neben den Finanzen und dem Personalplan auch die Lehrinhalte, erarbeitet Pläne zur Eröffnung neuer Hochschulen und regelt den Zugang zu den Hochschulen. Jährlich wird durch die Türkische Zentralstelle für Studentenvermittlung, die dem YÖK unterstellt ist, eine Aufnahmeprüfung (Öğrenci Seçme Sınavı, ÖSS) durchgeführt. Das ÖSS-Ergebnis ist für die Wahl der Hochschule und Studienfach entscheidend.
Die Finanzierung der staatlichen Hochschulen hat 2012 mit einem Anteil von 1,18 % des BSP einen neuen Höchstwert erreicht. Für das Studium an den privaten Universitäten sind Gebühren zwischen 4.100 und 10.000 Euro pro Jahr erforderlich. Bei den staatlichen Universitäten liegen die Gebühren zwischen 300 und 1000 Euro.
Nach zwei Jahren Studium wird der akademische Grad Önlisans vergeben. Dieser berechtigt die Aufnahme einer beruflichen Tätigkeit. Nach vier Jahren Studium erhält der Student den Grad Yüksek Lisans. Nach der Yüksek Lisans ist das Promovieren möglich.
Die meisten der 16.328 ausländischen Studenten kommen vor allem aus den zentralasiatischen Turkstaaten. Ein Teil der Studenten erhält zur Finanzierung des Studiums Studienkredite von der Anstalt für Kredite und Heime für Jugendliche in der Hochschulausbildung (Yurt-Kur). 2004 waren es 220.614 Studenten, 174.374 Studenten haben eine Wohnung in Studentenwohnheimen.
Im Januar 2008 stellte der neue Ministerpräsident Erdoğan eine Initiative zur Aufhebung des Kopftuchverbotes an Hochschulen vor. Am 6. Februar 2008 stimmte das türkische Parlament mit einer Zweidrittelmehrheit der dafür notwendigen Verfassungsänderung in erster Lesung zu. Diese wurde am 5. Juni 2008 vom Verfassungsgericht für nichtig erklärt. Seit Oktober 2010 dürfen Studentinnen nach Bekanntgabe des Hochschulrates der Türkei nicht mehr bei Verstößen gegen die Kleiderordnung vom Unterricht ausgeschlossen werden.
Eine Deutsch-Türkische Universität in Istanbul wurde gegründet und nahm zum Wintersemester 2013/14 den Lehrbetrieb auf.
Das Gebiet der heutigen Türkei ist seit der Altsteinzeit besiedelt. Sehr früh begann in der Osttürkei das Neolithikum. Zeugnisse davon sind in Göbekli Tepe, Nevali Cori und Çatalhöyük zu sehen. Im dritten und zweiten Jahrtausend v. Chr. waren in Anatolien die Hattier (auch Protohattier) ansässig, in Nordmesopotamien die Hurriter.
In der zweiten Hälfte des dritten Jahrtausends wanderten neben den Luwiern die ebenfalls indogermanischen Hethiter ein, ihre Herkunft ist noch ungeklärt. Etwa zu dieser Zeit entstand ein Netz assyrischer Handelskolonien (karum) in Kleinasien. Nach einer Zeit lokaler Fürstentümer gründeten die Hethiter um 1600 v. Chr. ihr Großreich mit der Hauptstadt Hattuša. Ihr Reich endete aus unbekannten Gründen um 1200 v. Chr., ihre Kultur existierte jedoch in Kleinkönigreichen im südöstlichen Anatolien und in Syrien bis etwa 600 v. Chr. weiter. Ein möglicher Anlass für das Ende des Hethiterreiches waren die nach Homer aus Thrakien stammenden Phryger. Über ihre Frühzeit auf kleinasiatischem Gebiet gibt es wenig Zeugnisse, inzwischen zeichnet sich ab, dass sie ihre Hauptstadt Gordion bereits im 12. Jahrhundert v. Chr. besiedelten. Um 750 v. Chr. ist ein phrygisches Großreich um Gordion und Midasstadt nachweisbar, es endete 696 v. Chr. angeblich mit dem Einfall der wahrscheinlich aus Südrussland kommenden Kimmerier. Etwa gleichzeitig entstand mit der Hauptstadt Sardes im westlichen Kleinasien das Reich der Lyder, während im Nordosten vom 9. bis 7. Jahrhundert v. Chr. das Reich von Urartu existierte, das im mehr oder weniger ständigen Kampf mit den Assyrern lag.
Die Westküste Anatoliens (unter anderem Milet) wurde bereits seit Mitte des zweiten vorchristlichen Jahrtausends von ionischen, aiolischen und dorischen Griechen besiedelt, die von dort aus an die Südküste und die Schwarzmeerküste vordrangen. Auch Relikte der mykenischen Kultur sind an der West- und Südküste gefunden worden, inzwischen auch in Kuşaklı im zentralanatolischen Hochland. Ab 700 v. Chr. drangen von Osten Meder und Perser ein und eroberten Lydien und Teile der griechischen Siedlungen. Ab 334 v. Chr. eroberte Alexander der Große ganz Kleinasien. Nach dessen Tod zerfiel sein Großreich, es begann der Hellenismus mit mehreren rivalisierenden Herrschern makedonischer Abstammung. Die griechische Vorherrschaft wurde gegen Ende des 3. Jahrhunderts von der Expansion des Römischen Reichs beendet, das nach und nach die Macht in Kleinasien übernahm und bis zur Reichsteilung in West- und Ostrom (Byzanz) im 4. Jahrhundert behielt. Danach gehörte das Land bis zum Eindringen der Araber und später der Seldschuken und Osmanen zu Byzanz.
Parallel zu den vorgenannten bestanden lokale Herrschaftsgebiete
Die ursprüngliche Heimat der Vorfahren der Türken, genannt Köktürken, lag in Zentralasien sowie Westchina und wurde vom 6. bis 8. Jahrhundert als Chaganat der Köktürken bezeichnet. Von den Chinesen wurden sie als tujue bezeichnet.
Die türkische Besiedlung Anatoliens begann mit dem Eintreffen der Seldschuken im 11. Jahrhundert n. Chr.
Die Seldschuken schlugen die byzantinische Armee in der Schlacht bei Manzikert im Jahre 1071 vernichtend. 1077 wurde das Sultanat der Rum-Seldschuken gegründet und daraufhin eroberten die Türken große Gebiete Ost- und Mittelanatoliens. Nach dem Überfall der Mongolen wurde das seldschukische Reich geschwächt, sodass sich viele türkische Stämme endgültig verselbständigten. Aus einem dieser türkischen Fürstentümer (Beyliken) erwuchs das spätere Osmanische Reich. Seit dem 12. Jahrhundert ist in westlichen Quellen die Bezeichnung des Landes als Turchia belegt.
Um 1299 begründete Osman I., Gazi (1259–1326) die nach ihm benannte Osmanendynastie, von der sich der Name des Osmanischen Reichs (auch Türkisches Reich genannt) ableitet. Anfangs spielte für die Osmanen die Gazi-Ideologie eine große Rolle bei der Kriegsführung. Sie hatten es von Anfang an auf die Eroberung byzantinischer Territorien abgesehen, sodass die ersten Eroberungen an der Grenze zum Byzantinischen Reich (Uc) geschahen und sich Richtung Rumelien in Europa fortsetzten. Nach der Eroberung Konstantinopels im Jahre 1453 herrschten die Osmanen über große Teile des Nahen Ostens, Nordafrikas, der Krim, des Kaukasus und des Balkans.
Nachdem die Expansion des Osmanischen Reiches nach Europa hinein vor Wien zum Stillstand gebracht, das osmanische Heer dort am Kahlenberg 1683 geschlagen worden war, wurde das Reich immer weiter aus seinen europäischen Gebieten bis auf den Zipfel westlich des Marmarameeres, zwischen Istanbul und Edirne, zurückgedrängt. Die ab dem 19. Jahrhundert aufkommenden Nationalbewegungen führten zu einer allmählichen Zersplitterung des Reichs, die Besetzung des türkischen Nordafrikas durch europäische Mächte und schließlich die Niederlage im Ersten Weltkrieg bewirkten seinen endgültigen Verfall.
Im Ersten Weltkrieg kämpfte das Osmanische Reich an der Seite der Mittelmächte. Nachdem Frankreich und Großbritannien den Armeniern einen selbständigen Staat in Ostanatolien versprochen hatten, befürchtete die osmanische Regierung unter den Jungtürken eine Schwächung ihrer territorialen Integrität. Unter dem Vorwand einer Umsiedlungsaktion wurde ein großer Teil der im Reichsgebiet lebenden Armenier ermordet oder starb während der Vertreibung in die syrische Wüste. Insgesamt wurden 1915 bis 1917 ca. 300.000 bis 1,5 Millionen Armenier getötet, was international als Völkermord angesehen wird. Auch an den Aramäern und Assyrern wurde ein Genozid begangen. Zusammen mit den Massakern an den Pontosgriechen führte dies zum Ende der jahrtausendealten christlichen Besiedlung des Landes. Der Unterausschuss für die Verhütung von Diskriminierung und den Schutz von Minderheiten der UN-Menschenrechtskommission erkannte die Maßnahmen der osmanischen Regierung 1985 als Genozid an. Türkische Regierungen bestreiten jedoch bis heute, dass diese Tötungen von der osmanischen Regierung gewollt waren oder gar begangen wurden – und damit die Völkermordthese.
Nach der Niederlage der Mittelmächte verlor das Osmanische Reich infolge des Friedensvertrages von Sèvres seine verbliebenen Gebiete außerhalb von Anatolien und Thrakien. Darüber hinaus sollte das Gebiet der heutigen Türkei weitgehend zerstückelt werden. Griechenland wurden die Stadt Smyrna (türkisch Izmir) und Teile von Westanatolien zugesprochen, die Region um Antalya sollte an die Italiener gehen, und der französische Besitz sollte neben Syrien auch Kilikien umfassen. In den östlichen Landesteilen der heutigen Türkei mit den Städten Kars, Ardahan und Erzurum sollte ein armenischer Staat entstehen. Südlich davon und östlich des Euphrat wurde den Kurden eine autonome Region zugesprochen. Diese Pläne wurden allerdings nicht umgesetzt.
Mustafa Kemal Pascha organisierte ab dem 19. Mai 1919 den politischen und militärischen Widerstand gegen diese Pläne. Besonders heftig waren ab 1920 die Kämpfe mit Griechenland. Der Krieg endete am 9. September 1922 mit der Rückeroberung Izmirs. Nach der Einstellung der Kampfhandlungen kam es zu ethnischen Säuberungen in Griechenland und der Türkei, dabei wurden „Türken“ von griechischem Territorium und „Griechen“ von türkischem Territorium vertrieben, wobei die Griechen in Istanbul und die Muslime in Westthrakien davon ausgenommen waren.
Nach dem Sieg der Türkei wurden am 24. Juli 1923 mit dem Vertrag von Lausanne die Bestimmungen des Vertrages von Sèvres revidiert. Mit dem Vertrag wurden die bis heute gültigen Grenzen des neuen Staates völkerrechtlich anerkannt. Gleichzeitig wurde die wechselseitige Vertreibung der Minderheiten legalisiert. Nachdem alle ausländischen Militäreinheiten Anatolien verließen, rief Mustafa Kemal Pascha am 29. Oktober 1923 die Republik aus.
Im Laufe seiner Amtszeit führte Mustafa Kemal Pascha tiefgreifende Reformen im politischen und gesellschaftlichen System durch, welche die Türkei in einen modernen, säkularen und europäisch orientierten Staat verwandeln sollten. Die Leitlinien seiner Politik werden heute unter dem Begriff Kemalismus zusammengefasst.
Unter anderem wurde im Jahre 1922 das Sultanat abgeschafft und am 3. März 1924 folgte die Abschaffung des Kalifats. Im selben Jahr schaffte die Türkei die Scharia ab, 1925 wurden im Zuge einer umfassenden Kleiderreform (Hutgesetz) der Fes verboten und die Koedukation eingeführt. Die einflussreichen islamischen Bruderschaften wurden verboten. 1926 wurde die islamische Zeitrechnung durch den Gregorianischen Kalender ersetzt sowie das metrische System eingeführt. Letzteres galt für staatliche Einrichtungen schon seit 1871.
In den folgenden Jahren wurden ganze Rechtssysteme aus europäischen Ländern übernommen und den türkischen Verhältnissen angepasst. 1926 wurde zunächst das Schweizer Zivilrecht – und damit die Einehe mit der Gleichstellung von Mann und Frau – übernommen (Die Gleichstellung der Geschlechter gelang im täglichen Leben allerdings nur teilweise). Es folgten das deutsche Handelsrecht und das italienische Strafrecht. 1928 wurde die Säkularisierung ausgerufen und im selben Jahr die arabische Schrift durch die lateinische ersetzt (siehe Neues türkisches Alphabet). Im Zuge weiterer Reformen wurden in der Türkei 1930 das aktive Frauenwahlrecht eingeführt, und seit 1934 dürfen sich Frauen auch selbst zur Wahl stellen (passives Frauenwahlrecht). Außerdem ließ er das Familiennamensgesetz verabschieden, wobei er von der Nationalversammlung den Namen Atatürk (Vater der Türken) erhielt. Nur wenige der Reformen – etwa Atatürks Initiative, den Gebetsruf statt auf Arabisch nur noch auf Türkisch zu tätigen – wurden (nach seinem Tode) zurückgenommen, da man es nicht ganz durchführen und kontrollieren konnte.
Nachdem Atatürk am 10. November 1938 starb, wurde sein enger Weggefährte Ismet Inönü zweiter türkischer Staatspräsident. Inönü war bestrebt, die Modernisierung der Türkei fortzuführen und die außenpolitische Neutralität beizubehalten. 1939 schloss sich der Staat Hatay der Türkei an und ging in der gleichnamigen Provinz mit der Hauptstadt İskenderun auf.
Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs bewahrte die Türkei zunächst ihre außenpolitische Neutralität, nachdem sie sich mit Frankreich über die Eingliederung der Provinz Hatay verständigt hatte. Erst am 23. Februar 1945 erklärte sie auf der Seite der Alliierten Deutschland und Japan symbolisch den Krieg. Am 26. Juni 1945 unterschrieb sie die Charta der Vereinten Nationen. Somit zählt die Türkei zu den 51 Gründungsmitgliedern der Vereinten Nationen.
1945 wurden in der Türkei erstmals seit 1930 weitere politische Parteien zugelassen. Die Demokratische Partei (DP) errang bei den Wahlen am 14. Mai 1950 unter der Führung von Adnan Menderes die Mehrheit der Sitze im Parlament. Damit endete die seit Staatsgründung währende Einparteienherrschaft der Republikanischen Volkspartei (CHP).
Der sich abzeichnende Ost-West-Konflikt und die Versuche der Sowjetunion, Einfluss auf die Türkei auszuüben, führten zur endgültigen Aufgabe der außenpolitischen Neutralität der Türkei. 1950 nahm die Türkei als Teil eines UNO-Kontingents am Koreakrieg teil und trat 1952 in die NATO ein.
1960 proklamierte der regierende Ministerpräsident Adnan Menderes ein Ermächtigungsgesetz, um die politische Opposition auszuschalten. Gegen diese Maßnahmen putschten 1960 die türkischen Streitkräfte. Menderes und andere Politiker wurden zum Tode verurteilt und am 17. September 1961 auf İmralı erhängt. Nachdem das Militär 1961 eine neue Verfassung eingeführt hatte, gab es die Macht an eine Zivilregierung ab.
İsmet İnönü, der das Amt schon vor dem Zweiten Weltkrieg 1923 bis 1924 und 1925 bis 1937 innehatte, wurde erneut Ministerpräsident und regierte von 1961 bis 1965. 1963 schloss die Türkei mit der damaligen EWG ein Assoziierungsabkommen ab. Aber auch die Folgeregierung konnte die Probleme nicht in den Griff bekommen. Linke und rechte Terror-Aktivitäten nahmen zu und die Wirtschaftslage verschlechterte sich rapide. 1971 griff die Armee, ohne zu putschen, erneut in die Politik ein. Unter dem militärischen Einfluss wurden repressivere Maßnahmen gegenüber der Bevölkerung durchgesetzt.
1974 stürzte die damals nationalistisch-aggressive griechische Militärdiktatur den zypriotischen Präsidenten Makarios. Der türkische Ministerpräsident Bülent Ecevit entsandte daraufhin Truppenverbände nach Zypern, um die türkische Minderheit auf der Insel zu schützen und einen Zusammenschluss zwischen Griechenland und dem mehrheitlich griechischen Zypern zu verhindern. Diese Militäroperation trug den Namen „Friedensoperation Zypern“ (Kıbrıs barış harekâtı). Nach schweren Kämpfen wurde ein Waffenstillstand vereinbart, der zur bis heute andauernden Teilung der Insel in zwei selbständige Teile führte. Am 15. November 1983 wurde die Türkische Republik Nordzypern (TRNZ) unter Rauf Denktaş proklamiert, die allerdings bis heute völkerrechtlich nicht anerkannt wird.
Das Militär putschte am 12. September 1980 erneut. Auslöser war die sehr instabile Phase in den 1970er-Jahren, die durch wechselnde politische Koalitionen, politische und wirtschaftliche Instabilität und Terrorakte durch das extrem rechte und linke politische Spektrum geprägt war. Das Militär unter General Kenan Evren verhängte über das Land das Kriegsrecht und verbot alle politischen Parteien. Die Junta ging heftig gegen die kurdischen Separatisten und linke Oppositionelle vor. Es wurden 650.000 Menschen festgenommen, 1,5 Millionen Personen erkennungsdienstlich erfasst, gegen 210.000 Türken wurden Verfahren eingeleitet. Insgesamt 517 Mal wurde die Todesstrafe gefordert, fünfzig Personen wurden hingerichtet, 171 Menschen starben infolge von Folterungen. 14.000 Türken verloren ihre Staatsangehörigkeit, 30.000 Menschen verließen als politische Flüchtlinge die Türkei. Politische Parteien wurden verboten, 23.000 Vereine geschlossen, Tausende Personen entlassen. 31 Journalisten wurden damals zu Haftstrafen verurteilt, 10 Monate durften keine Zeitungen erscheinen. Am 7. November 1982 wurde die von den Militärs vorgelegte und bis heute gültige Verfassung der Republik Türkei durch eine Volksabstimmung angenommen und trat am 9. November 1982 in Kraft.
Ab Mitte der 1980er bestimmte der Kurdenkonflikt die innenpolitische Debatte in der Türkei. Die Kurdenproblematik wurde bis dahin von der Politik totgeschwiegen und war nicht im Bewusstsein der türkischen Gesellschaft. Die Assimilierungspolitik der Türkei führte zur Unterdrückung der kurdischen Kultur und Identität. Als Reaktion darauf entstand im Jahre 1978 die Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) mit Abdullah Öcalan an ihrer Spitze. Sie nahm 1984 im Südosten den bewaffneten Kampf für einen unabhängigen sozialistischen Staat Kurdistan auf. Am 16. Februar 1998 nahm der türkische Geheimdienst Abdullah Öcalan, den Führer der PKK, in Kenia gefangen und brachte ihn in die Türkei. Daraufhin erklärte die PKK einen einseitigen Waffenstillstand, der erst wieder 2004 gebrochen wurde.
Unter der Regierung Bülent Ecevits (1999–2002) begannen umfassende Reformen im Zivilrecht, welche die Menschen- und Freiheitsrechte stärkten (z. B. Versammlungs- und Demonstrationsrecht). Unter anderem wurde die Todesstrafe abgeschafft, Folter verboten und die kulturellen Freiheiten der kurdischen Bevölkerung gestärkt. Diese Reformen wurden unter der AKP (seit 2001) fortgesetzt. So sind seitdem der Gebrauch der kurdischen Dialekte, Kurdischunterricht und kurdische Radio- und Fernsehkanäle erlaubt. Auch der staatliche Sender TRT 3 strahlt Sendungen in Arabisch, Zazaisch, Kurmandschi, Bosnisch und so weiter aus.
Am 15. November 2003 und 20. November 2003 verübte eine Zelle der al-Qaida mehrere Bombenanschläge in Istanbul. Ziele der Anschläge, bei denen 60 Menschen starben, waren zwei Synagogen, das britische Konsulat und die Filiale der britischen HSBC-Bank. Seit 2004 sind die Kämpfe zwischen den türkischen Streitkräften und der Untergrundorganisation PKK wieder aufgeflammt und nahmen 2005 und 2007 an Intensität nochmals zu. Bei einem Besuch am 12. August 2005 in Diyarbakır bezeichnete der damalige Ministerpräsident Erdoğan die Probleme im Osten als ein spezifisch „kurdisches Problem“ (kürt sorunu). Zum ersten Mal in der türkischen Geschichte wurde der spezifisch kurdische Charakter des Konfliktes im Osten der Türkei anerkannt. Bis 2007 sind bei den Anschlägen und Kämpfen zwischen dem türkischen Militär und der PKK 40.000 Menschen ums Leben gekommen.
Nach 40-jähriger Bemühung erreichte die Türkei am 3. Oktober 2005 die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen mit der Europäischen Union. Neben wirtschaftlichen Kriterien und politischen Verpflichtungen stehen dabei auch Forderungen der EU zur Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und den Menschenrechten, dem Schutz von Minderheiten in der Türkei sowie der Verbesserung der Beziehungen zu den Nachbarstaaten im Mittelpunkt. In einem Referendum im September 2010 sprach sich die türkische Bevölkerung für umfassende Verfassungsänderungen aus. Eine Reihe der neuen Regelungen soll die türkische Verfassung an Rechtsnormen der Europäischen Union anpassen. Die EU erklärte jedoch, dass es unter der islamisch-konservativen AKP-Regierung Erdoğans keine Fortschritte im Hinblick auf die Grundrechte gab, sondern stattdessen die Meinungsfreiheit eingeschränkt wird und die Gerichte nicht unparteiisch urteilen.
Am 15./16. Juli 2016 kam es zu einem Putschversuch und darauf zu harten Gegenmaßnahmen der Regierung. Das folgende Jahr ist bisher geprägt von Auseinandersetzungen um die Volksabstimmung in der Türkei 2017 im April.
Nach der Verfassung aus dem Jahr 1982 ist die Türkei eine parlamentarische Demokratie mit einem relativ mächtigen Ministerpräsidenten und einer unabhängigen Justiz. Im September 2010 wurde in einem Referendum über die umfassendste Verfassungsänderung seit 1982 entschieden. Eine Gewaltenteilung existiert in der Türkei nur noch eingeschränkt.
Staatsoberhaupt ist der vom Volk für fünf Jahre gewählte Staatspräsident. Eine Wiederwahl des Staatspräsidenten ist für eine weitere Amtszeit möglich (5 5). Der Staatspräsident beauftragt den Parteivorsitzenden der Mehrheitspartei mit der Bildung der Regierung. Regierungschef ist der Ministerpräsident, der die Mehrheitspartei oder die Regierungskoalition repräsentiert. Der Staatspräsident segnet die Minister der Regierung ab.
Das Verfassungsgericht ist einer der obersten Gerichtshöfe der Türkei. Es entscheidet über die Verfassungsmäßigkeit der vom Parlament verabschiedeten Gesetze. Erstmals wurde 2005 mit Tülay Tuğcu eine Frau zur Vorsitzenden des Verfassungsgerichts gewählt, die das Amt bis zum 12. Juni 2007 bekleidete.
Eine Kommunale Selbstverwaltung ist in der Türkei nur sehr schwach ausgeprägt.
Der Inlandsnachrichtendienst Millî İstihbarat Teşkilâtı wacht mittels umfangreicher Ermächtigungen u. a. über die innere Ordnung, Verfassung und Sicherheit des Landes. Die zahlenmäßig größten Gewerkschaftsbünde sind Türk-İş (gemäßigt, mit ca. 2,13 Mio. Mitgliedern), DİSK (links-orientiert, mit ca. 0,35 Mio. Mitgliedern) sowie Hak-İş (islamisch-konservativ, mit ca. 0,36 Mio. Mitgliedern).
In den Politikwissenschaften wird das politische System der Türkei oft auch als "defekte Demokratie" und als "hybrides Regime" summiert (u. a. vom Politologen Cemal Karakas).
Gesetzgebendes Organ ist in der Türkei die Große Nationalversammlung der Türkei (Türkiye Büyük Millet Meclisi). Sie besteht aus 550 Parlamentariern, die vom Volk direkt für vier Jahre gewählt werden. Ab dem 18. Lebensjahr ist jeder Staatsbürger der Türkei wahlberechtigt und auch wahlpflichtig. Eine Stimmabgabe an türkischen Grenzübergängen ist möglich. Die letzten Wahlen zum Parlament fanden am 1. November 2015 statt. Vier Parteien schafften den Einzug in das Parlament: Die moslemische Partei für Gerechtigkeit und Aufschwung (AKP), die linke Republikanische Volkspartei (CHP), die rechtsradikale Partei der Nationalistischen Bewegung (MHP) und die kurdische Demokratische Partei der Völker (HDP).
Die Zusammensetzung des Parlaments sieht wie folgt aus:
Logo | Fraktion | Beginn der Legislaturperiode | Stand November 2015 | Aktueller Frauenanteil | Abgänge | Zugänge | Saldo |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Partei für Gerechtigkeit und Aufschwung (AKP) | 316 | 316 | |||||
Republikanische Volkspartei (CHP) | 134 | 134 | |||||
Demokratische Partei der Völker (HDP) | 59 | 59 | |||||
Partei der Nationalistischen Bewegung (MHP) | 41 | 41 | |||||
Gesamt | 550 | 550 |
Die Regelung, dass formell alle Bürger ungeachtet der Sprache, Rasse, Hautfarbe, Geschlecht, Religion oder Weltanschauung vor dem Gesetz gleich sind, wurde vom ersten Staatspräsidenten Mustafa Kemal Atatürk in der Verfassung von 1924 eingeführt. Die aktuelle Türkische Verfassung von 1982 garantiert den türkischen Bürgern demnach eine weite Palette an Grundrechten und individuellen Freiheitsrechten. Die Hauptproblemfelder hinsichtlich der Menschenrechte sind heute allerdings die verfassungsmäßige Umsetzung der Meinungs-, Informations- und Religionsfreiheit, hinzu kommen noch Mängel im Schutz der ethnischen Minderheiten und in der Durchsetzung der Gewerkschaftsrechte. Der Türkische Menschenrechtsverein berichtete in seinem Jahresbericht im Jahr 2006 detailliert über alle Vorwürfe und Vorgänge im Zusammenhang mit Menschenrechtsverletzungen:
Die Behandlung der religiösen Minderheiten wird zunehmend umstrittener und ist mittlerweile international kritisiert. Das Prinzip der in der Türkei praktizierten Version des Laizismus (eines der sechs Grundprinzipien des Kemalismus) schreibt eine strenge Trennung von Religion und Staat vor, in der Realität ist die islamische Religion dem Staat untergeordnet. Der Islam ist seit 1928 nicht mehr die bestimmende politische Kraft im Land. Artikel 24 der Verfassung von 1982 beschränkt die Glaubensfreiheit auf das Individuum. Religionsgemeinschaften können aus dem Verfassungsabschnitt keine Rechte geltend machen. Dies betrifft vor allem die Christen in der Türkei, deren Kirchen keinen Rechtsstatus besitzen.
Es gibt auch Berichte von Folter im Zusammenhang mit dem Kurdenkonflikt. Mitte der 1990er Jahre, in der Blütezeit der verbotenen PKK, erreichte die im ganzen Land auf Polizeiwachen durchgeführte Folter mit Todesfolge ihren bisherigen Höhepunkt. Die Folter richtete sich hauptsächlich gegen die PKK. In der Straftatenliste türkischer Polizisten gehörte um 1995 der sexuelle Missbrauch von Männern, Jugendlichen und Frauen „zur Tagesordnung“ (Human Rights Watch). Dank ausländischer Überwachung (besonders durch die EU) der türkischen Polizeistationen und neuer, allerdings nur langsam umgesetzter Gesetze, sank die Zahl der Folter- und Todesopfer bis heute erheblich. Weiterhin werden auch Kinder, die zum Teil nicht älter als zwölf Jahre sind, allein wegen ihrer mutmaßlichen Teilnahme an Protesten gegen die türkischen Behörden der Mitgliedschaft in terroristischen Vereinigungen beschuldigt, verhaftet und körperlich misshandelt.
Die Türkei hat seit 1991 ein weit gehendes Anti-Terror-Gesetz. Dieses wurde später entschärfend reformiert, um es europäischen Standards anzugleichen (nach Einschätzung der EU-Kommission noch nicht ausreichend); allerdings wurde seine Auslegung durch Regierung und Justiz seit 2013 massiv ausgeweitet. Im Mai 2016 stellte die in Ankara ansässige Denkfabrik TARK fest, dass es in der Türkei 11.000 aus politischen Gründen Inhaftierte gäbe, nicht zuletzt Akademiker, Journalisten und andere Intellektuelle, wobei es ein weltweit einmaliger Zustand sei, dass in der Türkei auch dann wegen Terrorismus verurteilt werden könne, wenn keinerlei Bezug zu politischer Gewalt angeklagt sei. Hierfür sei durch die AKP-Regierung der Begriff „unbewaffneter Terrorismus“ erfunden worden. Human Rights Watch hatte bereits in einem Bericht von 2013 darauf hingewiesen, dass unter den Anti-Terror-Gesetzen Tausende von Journalisten und Aktivisten inhaftiert seien, die sich gewaltfrei etwa für Rechte der Kurden in der Türkei eingesetzt hätten.
Im Zuge des kemalistischen Modernisierungsprojekts versuchte der Staat seit 1923 die Gleichstellung von Frauen mit Männern durch Reformen durchzusetzen. Seit 1930 dürfen Frauen in der Türkei wählen und seit 1934 können sie sich auch zur Wahl stellen. Die formalen Rechte reichten jedoch nicht aus, um die Situation der Frauen in der Gesellschaft durchgreifend zu verändern und ihre Benachteiligung zu beseitigen. Nach dem Militärputsch von 1980 entwickelte sich eine neue feministische Bewegung in der Türkei, die sich in verschiedene Gruppen von den „radikalen Feministinnen“ bis zu „muslimischen Feministinnen“ auffächerte, und die in 1990er Jahren gegenüber der autoritären Staatstradition skeptisch blieb. Ab 2000 änderte sich das Verhältnis zwischen feministischer Bewegung und institutionalisierter Politik. Erst 2004 wurde durch das Parlament ein Gesetz beschlossen, das sogenannte „Ehrenmorde“ an Mädchen und Frauen wie vorsätzlichen Mord mit lebenslanger Haftstrafe ahndet. Davor wurden bei solchen Morden unter dem Motiv der Familienehre vor den Gerichten mit Erfolg mildernde Umstände geltend gemacht. Diese mildernden Umstände wurden mit dieser Strafrechtsreform nichtig.
Ein kontrovers diskutiertes Thema ist die Situation der Rede- und Pressefreiheit. Der umstrittene Artikel 301 des türkischen Strafgesetzbuches stellt die „Beleidigung der türkischen Nation, der türkischen Republik und der Institutionen und Organe des Staates“ unter Strafe. Kritische oder gar beleidigende Stimmen gegenüber dem Staatsgründer Atatürk werden nach dem „Gesetz über strafbare Handlungen gegen Atatürk“ ebenfalls nicht geduldet. Das „Gesetz zur Bekämpfung des Terrorismus“ (Terörle Mücadele Kanunu, Gesetz Nr. 3713) räumt dem türkischen Staat die Möglichkeit ein, vorübergehend Zeitungen zu verbieten. Die Pressefreiheit hat in den Jahren vor 2013 kontinuierlich abgenommen, durch freiwillige Zensur der auf Staatsaufträge angewiesenen großen Medienkonglomerate und der damit einhergehenden Gleichschaltung auf Regierungskurs sowie Beleidigungsklagen von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdoğan, der sich schnell verunglimpft fühlt. Allein im Juli und August 2013 verließen 60 Journalisten ihre Stelle, weil ihnen gekündigt wurde oder sie es vorzogen, selber zu gehen. In der Rangliste der Pressefreiheit rangiert die Türkei auf Rang 154 und liegt damit hinter beispielsweise dem Irak oder Myanmar.
Am Morgen des 29. April 2017 wurde auf der Internetsite Turkey Blocks bekanntgegeben, dass bei mehreren türkischen Internet-Providern der Zugriff auf alle Ausgaben von Wikipedia, in allen Sprachen, gänzlich und bei einem teilweise blockiert wurde.
Seit der Westanbindung gehören zu den außenpolitischen Konstanten für die Türkei der Wunsch nach einem Beitritt zur Europäischen Union und das Verhindern eines eigenständigen kurdischen Staates. Die Türkei betrachtet sich als Schutzmacht der Türken auf dem Balkan und der Turkmenen des Irak. Darüber hinaus versucht die Türkei eine Führungsrolle bei den Turkstaaten (Nordzypern, Aserbaidschan, Usbekistan, Turkmenistan, Kirgisistan und Kasachstan) Vorder- und Zentralasiens einzunehmen und ihre Beziehungen zu den autonomen turksprachigen Republiken und Regionen zu verbessern.
Ungewöhnlich für einen mehrheitlich von Muslimen bewohnten Staat sind die guten Beziehungen der Türkei zu Israel; es werden unter anderem regelmäßig gemeinsame Militärmanöver durchgeführt. Allerdings bahnt sich seit dem Gazakrieg von Ende 2008 eine Beziehungskrise an. 2009 und nach dem Ship-to-Gaza-Zwischenfall 2010 haben sich die Beziehungen zu Israel weiter verschlechtert. Dafür haben sich die Beziehungen zu den islamischen Ländern verbessert.
Die Türkei ist seit 1952 Mitglied der NATO und seit 1963 assoziiertes Mitglied in den Vorläuferorganisationen der EU und strebt seit über vier Jahrzehnten Verhandlungen über eine Vollmitgliedschaft zuerst in der EWG, später der EG und zuletzt in der Europäischen Union an. Am 16./17. Dezember 2004 beschloss der Europäische Rat die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen mit der Türkei zum 3. Oktober 2005. Zuvor hatten dies sowohl die Europäische Kommission als auch das Europäische Parlament befürwortet. Obwohl die Verhandlungen pünktlich begonnen hatten, streben Beitrittsgegner weiterhin eine Privilegierte Partnerschaft an. Diese wird jedoch von türkischer Seite und den meisten EU-Mitgliedstaaten abgelehnt.
Daneben ist die Türkei Mitglied folgender überstaatlicher Organisationen:
Im Wehretat für 2011 sind 25 Milliarden US-Dollar eingeplant. Hinzu kommen Aufwendungen, die nicht im Etat aufgeführt werden. Die Türkei ist seit 1952 Mitglied der NATO und stellt innerhalb des Bündnisses mit ca. 612.000 Soldaten nach den Vereinigten Staaten das zweitgrößte Heer. Das türkische Militär wird auch im Landesinneren beim Katastrophenschutz eingesetzt. Aufgrund vieler strategisch wichtiger Stützpunkte dient die Türkei als Drehscheibe für die Militärinterventionen im Nahen Osten.
Die Dauer der Wehrpflicht ist 2005 von 18 Monaten auf 15 Monate reduziert worden. Damit sinkt auch die Zahl der Wehrpflichtigen um etwa 85.000. In der Türkei besteht für jeden Mann ab dem 20. Lebensjahr die allgemeine Wehrpflicht. Ein Ersatzdienst für Wehrdienstverweigerer besteht nicht. Für Staatsangehörige, die im Ausland leben, besteht die Möglichkeit, den Wehrdienst durch Geldzahlung (umgerechnet 5000 €) auf einen Monat zu verkürzen. Ein in der Türkei abgeschlossenes Hochschulstudium verkürzt die Wehrpflicht auf 5,5 Monate als einfacher Soldat oder auf 12 Monate als Unterleutnant.
Die türkischen Streitkräfte sehen sich als Hüter der Demokratie und des Kemalismus. Sie beanspruchen traditionell eine „Veto-, Garantie- und Wächterfunktion“. Sie haben schon zweimal, um politische Krisen zu beenden, an die Macht geputscht, und zwar 1960 und 1980 (1971 wurde außerdem die Regierung Demirel zum Rücktritt gezwungen). Der Ablauf beider Putsche ist ähnlich, das Militär blieb wenige Jahre an der Macht und gab sie, nach einer Verfassungsreform, wieder an eine Zivilregierung ab. Die Zielrichtung des Militärs war jedoch bei den zwei Putschen unterschiedlich. Der Staatsstreich vom Mai 1960 wurde von eher links orientierten Offizieren mittleren Ranges getragen und führte zu einer demokratischeren Verfassung. Der Putsch von September 1980 kam aus der Generalität und dem rechten Lager und führte zu einer neuen Verfassung. 1997 führte die Intervention des Militärs 1997 zum Rücktritt der Regierung von Necmettin Erbakan und seiner Refah Partisi. Allerdings lief dieser letzte Umsturz ohne Waffengewalt ab.
In der Nacht zum 16. Juli 2016 fand ein Putschversuch statt; er scheiterte. Die Regierung (Präsident Recep Tayyip Erdoğan und das Kabinett Yıldırım) nutzten das Scheitern dieses Militärputsches, um in den Bereichen Militär, Polizei, Justiz und Bildung zehntausende Mitarbeiter zu entlassen. Teile der Opposition und der Medien bezeichneten dies als "zivilen Putsch". Entlassen wurden mehr als 11.000 Mitarbeiter von Ministerien, 2900 Richter und Staatsanwälte sowie 15.000 Beamte. Das Bildungsministerium kündigte zudem Lehrlizenzen von 21.000 Angestellten privater Institutionen und der Hochschulrat verlangte den Rücktritt sämtlicher Rektoren privater und staatlicher Hochschulen. Statt von rechtsstaatlichen Prozessen gegen die Verantwortlichen des Putsches sprach Präsident Erdoğan offen von "Säuberungen". Auch nach dem Verfassungsreferendum in der Türkei am 16. April 2017 wurden tausende Staatsbedienstete gekündigt.
Im Rahmen der EU-Beitrittsbemühungen begrenzte das Parlament 2003 die politische Macht der Militärs. Im Nationalen Sicherheitsrat hatte das Militär vor den Reformen die entscheidende Macht. Der Rat tagte monatlich unter dem Vorsitz des Staatspräsidenten und behandelte alle aktuellen innen- und außenpolitischen Themen. Offiziell hatte der Rat nur beratende Funktion. Inoffiziell kam das aber einer Weisungsbefugnis des Militärs gegenüber der Politik gleich. Nach der Reform wird die Funktion des Rates auf die Politikberatung reduziert und zudem die Zahl der Militärs im Rat auf einen einzigen Generalstabschef gesenkt. Auch steht dem Rat nun ein Zivilist als Generalsekretär vor, der dem stellvertretenden Ministerpräsidenten untergeordnet ist. Zudem wird ab 2003 der gesamte militärische Etat der parlamentarischen Kontrolle unterstellt, was vor der Reform nicht der Fall war. Das Militär konnte die Ausgaben für das Militär selbst bestimmen und unterhielt versteckte Posten für Militärausgaben im Gesamthaushalt. Seit dem Regierungsantritt von Erdoğan kam es zu zahlreichen Anklagen und Rücktritten höchster Militärs, was als Zurückdrängung des Einflusses der Militärführung interpretiert wird.
Auslandseinsätze des türkischen Militärs nach dem Zweiten Weltkrieg:
Die Kommunalverwaltung ist in der Türkei in 81 Provinzen (İl oder valilik) unterteilt, die durch einen Gouverneur (Vali) verwaltet werden. Die einzelnen Provinzen sind weiter in einzelne Landkreise und Gemeinden unterteilt. Die Landkreise (ilçe oder kaymakamlık) werden von einem Kaymakam geleitet, der vom Innenminister ernannt wird. Die Bürgermeister (Belediye Başkanı) und Dorfvorsteher (Muhtar) werden vom Volk gewählt.
Die Urbanisierung ist in der Türkei weit vorangeschritten, 74 % der Gesamtbevölkerung leben in einer Stadt. Der Südosten und Nordosten des Landes sind sehr dünn besiedelt, der Großteil lebt und arbeitet in den großen Ballungszentren an der Westküste und die Region um das Viereck Ankara, Sivas, Kayseri und Konya in der Zentral-Türkei.
Hauptstadt und Regierungssitz ist das in Zentralanatolien gelegene Ankara mit 4.466.756 Einwohnern. Hier hat zudem die Große Nationalversammlung ihren Sitz, sowie die Führungskommandos aller Teilstreitkräfte. Ankara ist eines der großen Industrie- und Dienstleistungsballungszentren der Türkei und Universitätsstadt, u. a. befindet sich hier die 1936 von Mustafa Kemal gegründete Ankara Üniversitesi, die älteste Universität Ankaras.
Mega-Metropole, größte Stadt des Landes und zugleich wichtigstes wirtschaftliches und kulturelles Ballungszentrum des Landes ist das am Bosporus gelegene Istanbul (früher Konstantinopel) das von der Meerenge geteilt wird und sich so auf zwei Kontinenten über eine Fläche von ca. 1.269 km² erstreckt. Die eigentliche Stadt hat 11.174.257 Einwohner; in der gesamten Metropolregion, die sich vollständig auf der Bodenfläche der Provinz Istanbul erstreckt, leben auf einer Fläche von ca. 5.220 km² ca. 12.573.836 Menschen. Damit ist Istanbul eine der größten Städte der Welt.
Izmir ist mit 3.739.353 Einwohnern die drittgrößte türkische Stadt und verfügt nach Istanbul über den zweitgrößten Handelshafen. Bursa (2.787.539 Einwohner), eine ehemalige Hauptstadt des Osmanischen Reiches, ist heute ein wichtiger Wirtschaftsstandort für die Automobil- und Textilindustrie. Die größte und wirtschaftlich stärkste Stadt im Südosten der Türkei ist Gaziantep (1.844.438). Weitere wichtige Städte sind Adana (2.006.650 Einwohner), Konya (1.108.808) und die Touristenhochburg Antalya (1.101.318) (Stand: 2014).
Die türkische Wirtschaft erreichte von 2003 bis 2013 hohe Wachstumsraten. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg von 303 auf 857 Milliarden US-Dollar. 2011 erreichte die Bonitätsbewertung türkischer Staatsanleihen nach 1994 das 2. Mal die Einstufung „Investment Grade“. Die Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) und der Inflationsrate der Türkei in den Jahren von 1994 bis 2011 zeigt die Tabelle rechts. Die Türkei hat seit vielen Jahren ein Außenhandelsdefizit. Öl, Vorprodukte und Getreide müssen eingeführt werden.
Die geldpolitische Lockerung in den USA seit etwa 2009 und die Niedrigzinspolitik der EZB ließen Milliarden von US-Dollar und Euro in Schwellenländer strömen und erzeugten ein kräftiges Wirtschaftswachstum.
Die türkische Wirtschaft wuchs 2010 und 2011 um jeweils rund 9 Prozent; 2012 wuchs sie um 2,2 Prozent.
Entwicklung des BIP und der Inflation | ||
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Jahr | BIP (real) | Inflation |
in % ggü. Vorjahr | ||
1994 | −5,1 | ≈120 |
1995 | 8,1 | ≈120 |
1996 | 7,9 | ≈80 |
1997 | −7,5 | ≈80 |
1998 | 2,8 | 101,6 |
1999 | −4,7 | 64,9 |
2000 | 7,4 | 54,9 |
2001 | −7,5 | 54,4 |
2002 | 7,8 | 45,0 |
2003 | 5,8 | 25,3 |
2004 | 8,9 | 12,0 |
2005 | 8,4 | 8,18 |
2006 | 6,9 | 9,6 |
2007 | 4,7 | 8,76 |
2008 | 0,7 | 10,44 |
2009 | −4,7 | 6,25 |
2010 | 9,0 | 6,4 |
2011 | 8,5 | 9,1 |
2012 | 2,13 | 8,89 |
2013 | 4,19 | 7,49 |
2014 | 3,02 | 8,86 |
2015 | 3,99 | 7,67 |
Quelle: 94–97 98–99 IWF. 00–04 EU 05–09 Eurostat
10-11 Türk. Zentralbank Türk. Finanzministerium |
Die wirtschaftliche Situation der Türkei ist immer noch sehr widersprüchlich. Es besteht eine sehr große Kluft zwischen dem industrialisierten Westen und seiner modernen Industrie (insbesondere in den großen Metropolen) einerseits und dem agrarisch strukturierten und wenig entwickelten Osten andererseits.Die durchschnittliche Arbeitslosenquote lag im Jahr 2016 bei 10,9 %. Herausforderungen für den Arbeitsmarkt bleiben der weiterhin hohe Anteil der Schwarzarbeit und die relativ niedrige Erwerbsquote von Frauen (ca. 30 %). Der offizielle Mindestlohn beläuft sich im Jahr 2016 auf 1.647 Türkische Lira brutto (rund 520 Euro) pro Monat.
Der Großraum Istanbul erreicht beispielsweise 41 % des durchschnittlichen Einkommens der 15 alten EU-Staaten, der Osten hingegen nur 7 %. Diverse Projekte, u. a. die großen Staudamm-Projekte (Südostanatolien-Projekt (GAP)) sollen dem Osten helfen, sich besser zu entwickeln. Zudem gibt es innerhalb der türkischen Volkswirtschaft erhebliche strukturelle Probleme. So trägt die Landwirtschaft zum BSP lediglich 11,9 % bei, beschäftigt aber 30,6 % der Arbeitskräfte. Die Industrie trägt 29,6 % zum BSP bei und der Dienstleistungssektor 58,5 %. In der Industrie arbeiten 19,3 % aller Erwerbstätigen und in der Dienstleistung 44,5 %. Seit 1996 besteht zwischen der Türkei und der EU eine Zollunion (51,6 % der Exporte gehen in die EU, 46 % der Importe stammen aus der EU).
Am 1. Januar 2005 wurde die alte Türkische Lira durch die Neue Türkische Lira (Yeni Türk Lirası) ersetzt. Damit verlor die Türkische Lira 6 Nullen. Außerdem wurde die Untereinheit der Lira, der Kuruş, wieder eingeführt. Die Türkei hat ihre chronische Inflation mittlerweile besser in den Griff bekommen. Diese erreichte zeitweise dreistellige, beinahe hyperinflationäre Zahlen (1994/1995 betrug sie in einigen Quartalen 150 %), 2003 sank sie auf 18,4 %, 2011 betrug sie 6,5 %, 2015 7,5 %.
Die wichtigsten Wirtschaftssektoren sind die Textilindustrie, der Tourismus, die Automobilindustrie, ferner die chemische Industrie, der Maschinenbau und die Elektronikbranche. Die Direktinvestitionen von ausländischen Unternehmen in der Türkei lagen 2002 bei ca. 4,6 Mrd. Euro, davon 3,3 Milliarden aus Deutschland. 2007 betrugen sie 22 Mrd. US-Dollar, in der Finanzkrise 2009 immerhin noch 8,5 Mrd., 2011 16 Mrd. und seither 12 bis 13 Mrd. US-Dollar pro Jahr.
Im Jahre 2012 lag die Türkei bzgl. der jährlichen Erzeugung mit 228,1 Mrd. kWh an Stelle 20 und bzgl. der installierten Leistung mit 53.860 MW an Stelle 19 in der Welt. Die Spitzenlast lag 2012 bei 39.045 MW. Die Türkei hat die Erzeugungskapazität in den letzten Jahrzehnten stark ausgebaut; die installierte Leistung wuchs von 407 MW im Jahre 1950 über 1.272 (1960), 2.234 (1970), 5.118 (1980), 16.317 (1990), 27.264 (2000) auf 49.524 MW im Jahre 2010 an. Bis 2023 soll die Erzeugungskapazität auf 120.000 MW verdoppelt werden.
Die installierte Leistung der Kraftwerke in der Türkei betrug am 31. August 2014 68.235,9 MW, davon entfielen auf Gaskraftwerke 21.172,5 MW (31 %), auf Kohlekraftwerke 14.034,3 MW (20,5 %), auf Wasserkraftwerke 23.322,6 MW (34,2 %), auf Windkraftanlagen 3.380,2 MW (5 %) und auf sonstige Kraftwerke 6.326,2 MW (9,3 %). 2016 waren Windkraftanlagen mit einer Leistung von 6,1 GW installiert. Bis zum Jahr 2023 sollen 30 % des Stromverbrauchs durch Erneuerbare Energien gedeckt werden. Hierfür soll die installierte Leistung der Wasserkraftwerke auf 36 GW erhöht werden, die Leistung der Windkraftanlagen auf 20 GW und die Leistung der Photovoltaikanlagen auf 3 GW.
Das Übertragungsnetz in der Türkei wird von der staatlichen Türkiye Elektrik İletim A.Ş. (TEİAŞ) betrieben. Seit dem 15. April 2015 ist das türkische Stromnetz offiziell an das europäische Verbundsystem angeschlossen. Die erste Synchronisierung fand am 18. September 2010 statt; danach wurde in drei Phasen schrittweise die volle Anbindung verwirklicht. Die Türkei ist über zwei 400-kV-Leitungen mit Bulgarien und über eine weitere 400-kV-Leitung mit Griechenland verbunden.
Hauptlieferländer der Türkei waren 2016 die Volksrepublik China (12,8 % der Türkischen Importe), Deutschland (10,8 %), Russland (7,6 %), USA (5,5 %), Italien (5,1 %), Frankreich (3,7 %) und Südkorea (3,2 %). Hauptabnehmerländer von Türkischen Exporten waren im selben Jahr Deutschland (9,8 % der Türkischen Exporte), Vereinigtes Königreich (8,2 %), Irak (5,4 %), Italien (5,3 %), USA (4,6 %), Frankreich (4,2 %) und die Vereinigten Arabischen Emirate (3,8). Knapp die Hälfte des Türkischen Außenhandels lief mit den Staaten der Europäischen Union ab. Deutschland war 2016 der wichtigste Handelspartner der Türkei.
Die Türkei importierte 2016 Waren im Wert von 198,6 Milliarden US-Dollar und exportierte Waren im Wert von 142,6 Milliarden US-Dollar. Die Türkei hatte damit ein Handelsbilanzdefizit von 56,0 Milliarden Dollar oder 6,5 % der Wirtschaftsleistung. Das Handelsbilanzdefizit der Türkei wird als zu hoch bewertet, kann jedoch zum Teil durch Einnahmen aus dem Tourismus und Überweisungen von Auslandstürken ausgeglichen werden.
Der Tourismus spielt eine wichtige Rolle für die Türkei. 2014 zählte man etwa 41 Millionen Besucher, davon vier Millionen aus Russland. Deutsche Touristen führten mit rund 5 Millionen Besuchern die Statistik an. Im Jahr 2016 erlebt die Tourismusindustrie der Türkei einen schweren Einbruch, dem der Konflikt mit Russland bezüglich Syrien, die Politik Erdoğans sowie Terrorgefahr zugrunde liegen. Manche deutsche Veranstalter meldeten bis zu 50 Prozent weniger Besucher.
Der Staatshaushalt umfasste 2016 Ausgaben von umgerechnet 198,8 Mrd. US-Dollar, dem standen Einnahmen von 184,3 Mrd. US-Dollar gegenüber. Daraus ergab sich ein gesamtstaatliches Haushaltsdefizit von 1,7 % des BIP nach ESVG. Die gesamtstaatliche Verschuldung erreichte 2016 oder 29,2 % des BIP.
Jahr | 2001 | 2002 | 2003 | 2004 | 2005 | 2006 | 2007 | 2008 | 2009 | 2010 | 2011 | 2012 | 2013 | |
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Staatsverschuldung | 77,9 % | 74,0 % | 67,7 % | 59,6 % | 52,7 % | 46,5 % | 39,9 % | 40,0 % | 46,1 % | 42,2 % | 40,6 % | 38,8 % | 36,8 % | |
Haushaltssaldo | −24,5 % | −13,9 % | −10,0 % | −3,9 % | −0,2 % | 0,0 % | −1,6 % | −2,4 % | −5,6 % | −2,8 % | −0,9 % | −0,9 % | −0,7 % | |
Quellen: Staatssekretariat für Schatzwesen; 2011–2013: Haushaltsplan, IMF |
2006 betrug der Anteil der Staatsausgaben (in % des BIP) folgender Bereiche:
Aufgrund seiner Lage als Knotenpunkt zwischen Asien und Europa ist der Verkehrssektor eine wichtige Einnahmequelle der Türkei. Die Transportdienstleistungen umfassen neben den Straßen- auch See-, Luft- und Schienenverkehr sowie Transporte über Rohrleitungen. Mit internationalem Personen- und Güterverkehr auf Straßen erwirtschaftete die Türkei 1999 1,2 Milliarden Euro.
Der inländische Gütertransport und Personenverkehr erfolgt fast ausschließlich auf der Straße. Der Güterverkehr mit dem Ausland erfolgt überwiegend über den Wasserweg und der Personenverkehr über den Luftweg.
2000 machte der Verkehrs- und Kommunikationssektor rund 14 % des Bruttoinlandsprodukts aus. 27,3 % aller öffentlichen Investitionen werden in diesem Bereich getätigt. Damit zeigt sich die Bedeutung dieses Sektors für die Türkei auf eindrucksvolle Weise.
Das Straßennetz der Türkei weist insgesamt eine Länge von 413.724 km. auf. Davon sind 62.000 km Landstraßen, 350.000 km sog. Dorfstraßen und 2.036 km Autobahn. Das Autobahnnetz soll in den nächsten Jahren weiter ausgebaut werden. Die bedeutendste Autobahnstrecke ist die von Istanbul nach Ankara (O-4), auch die O-52 von Adana nach Gaziantep ist wichtig für Verkehr und Transport. Weitere Autobahnen existieren um Izmir (O-31 und O-32) und im südlichen Teil des Landes (Mersin, İskenderun, Pozantı). Eine Autobahn von Izmir nach Manisa ist im Bau, die Autobahnen Adana-Ankara und Gaziantep-Şanlıurfa sind ebenfalls im Entstehen.
Auf den Straßen werden 89,2 % (Stand 2000) aller inländischen Güter transportiert. Der Anteil des Personenverkehrs ist mit 95 % sogar noch höher. Bei Überlandfahrten sind Reisebusse sehr beliebt. Hier konkurrieren viele Unternehmen um die Gunst der Fahrgäste, daher ist der Service bei den Busgesellschaften sehr gut, so wird bei den Überfahrten den Reisenden Kaffee, Tee, Wasser und Gebäck gereicht. Außerdem kann man während Busfahrten über WLAN im Internet surfen, allerdings werden nur bei vereinzelten Busunternehmen Steckdosen angeboten, um elektrische Geräte aufzuladen.
Die Verkehrssicherheit erreicht derzeit noch nicht das Niveau der meisten europäischen Staaten. Jährlich sind ca. 3.400 Todesopfer im Straßenverkehr zu beklagen. Gegenwärtig wird ein neues System der Hauptuntersuchungen durch den TÜV Türk etappenweise eingeführt (vgl.). Angebote im Bereich der Verkehrspsychologie sind in Vorbereitung.
Die Einnahmen durch Mautgebühren betrugen im Jahre 2005 231 Millionen YTL und sollten am Ende des Jahres nach staatlichen Schätzungen bei 357 Millionen YTL liegen. Mautpflichtig sind die zwei Brücken über den Bosporus in Istanbul und 6 Autobahnstrecken. Die Brücke der Märtyrer des 15. Juli und die Fatih-Sultan-Mehmet-Brücke benutzten über 136 Millionen Fahrzeuge und die mautpflichtigen Straßen über 120 Millionen Fahrzeuge.
Der Nahverkehr wird in den Städten durch öffentliche Busse organisiert. Da aber der öffentliche Nahverkehr ungenügend ausgebaut ist, dominieren Sammeltaxis (Dolmuş). Der türkische Name Dolmuş („voll geworden“) rührt daher, dass diese Taxis nicht zu einer festen Abfahrtszeit losfahren, sondern erst, wenn der Kleinbus hinreichend voll ist. Diese Kleinbusse gehören Privatpersonen und fahren bestimmte Linien ab, ähnlich wie öffentliche Busse. Unterwegs darf jeder Passagier an einem beliebigen Ort ein- oder aussteigen (wie bei einem Taxi). Die Fahrtkosten sind abhängig von der gefahrenen Strecke und werden bar beim Fahrer oder seinem Gehilfen bezahlt. Daneben gibt es reguläre Taxis, die mit einem Taxameter arbeiten.
Der Schienenverkehr in der Türkei ist seit Jahrzehnten dem Ausbau des Straßennetzes nachgestellt worden. Die Trassierungen des Eisenbahnnetzes stammen teilweise noch aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, wurden jedoch in letzter Zeit massiv erneuert. Seine Länge beträgt heute rund 10.984 km, davon sind ca. 20 % elektrisch betrieben. Am Gesamtverkehr macht der Anteil der Eisenbahn rund 10 % aus (Stand 1999).
Außer auf der Strecke zwischen Istanbul und Ankara verkehren in der Regel nur ein oder zwei Personenzüge täglich. Die durchschnittliche Reisegeschwindigkeit liegt oft unter derer des dichten Netzes des öffentlichen Busverkehrs.
Jedoch ist der Komfort in den Zügen weit höher. Es gibt nur noch eine Wagenklasse, Pullman genannt. Darüber hinaus werden in den Nachtverbindungen Schlafwagen (Zweibettabteile) oder Liegewagen (Vierbettabteile) angeboten.
Seit einigen Jahren hat die türkische Regierung die Bedeutung des Schienenverkehrs wieder erfasst und investiert sehr viel in diese Branche. So wurden unter anderem neue Triebwagen angeschafft und die Stationen und Gleise erneuert. Außerdem plant die Regierung Hochgeschwindigkeitszüge selbst herzustellen. Mit der Eröffnung einer Eisenbahnfabrik in Adapazarı und Eskişehir sowie Schwellenfabriken in Sivas, Konya und Afyon wurden Schritte in diese Richtung unternommen.
Zwischen Istanbul und Ankara wird eine Hochgeschwindigkeits-Trasse errichtet, deren erster Abschnitt zwischen Esenkent und Eskişehir am 13. März 2009 in Betrieb ging. Ende 2010 wurde eine Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Ankara und Konya eröffnet, Ende 2014 eine weitere zwischen Istanbul und Konya. Züge fahren hier mit bis zu 250 km/h. Von Ankara nach Sivas ist ebenfalls eine Hochgeschwindigkeitsstrecke im Bau. Im Rahmen des europäischen Verkehrskonzeptes Wider Europe for Transport soll eine weitere Hochgeschwindigkeitsverbindung bis an die bulgarische Grenze errichtet werden.
Die Städte Edirne, Kars, Izmir, Antalya, Trabzon, Diyarbakir und Kayseri sollen über Ankara miteinander verbunden werden. Dafür wird die Hochgeschwindigkeitsstrecke um 7.000 km ausgebaut. Die Hochgeschwindigkeitsstrecken werden für 250 km/h ausgelegt. Bis 2023 sollen alle Strecken in Betrieb gehen. Die Kosten für das Megaprojekt beträgt 28-30 Milliarden Dollar. Die chinesische Regierung stellt die nötigen Kredite für das Vorhaben bereit. In Istanbul wird an einer Unterquerung des Bosporus (Marmaray) gearbeitet. Das Projekt umfasst eine Gesamtlänge von 76,3 km. Nach der Fertigstellung werden 440 spezialangefertigte Züge alle 2-10 Minuten unterirdisch den europäischen Teil mit dem asiatischen Teil Istanbuls verbinden. Die Kapazität der Personenbeförderung in eine Richtung (oneway) beträgt 75.000 Passagiere pro Stunde. Ab 2018 sollen die ersten Züge rollen.
In Istanbul (U-Bahn Istanbul), Ankara (U-Bahn Ankara), Izmir (Metro Izmir), Adana und Bursa (Stadtbahn Bursa) existieren auch U-Bahnen (türk. Metro). Sie sind sehr beliebt und erreichen 80 km/h. Die Türkische Staatsbahn (TCDD) betreibt entlang ihrer Linien in Ankara, Izmir und Istanbul eine S-Bahn. Im Verhältnis zur Einwohnerzahl ist der schienengebundene Personennahverkehr in diesen Städten allerdings unterentwickelt: In Ankara bestehen – bei 4,5 Mio. Einwohnern – zwei (technisch miteinander nicht kompatible) U-Bahn- und eine S-Bahnlinie. In Istanbul bestehen – bei einer zwischen 13 Mio. und 17 Mio. geschätzten Einwohnerzahl – auf der europäischen Seite sechs unterschiedliche, miteinander nicht kompatible schienengebundene Nahverkehrs-Systeme, die jeweils nur eine Strecke bedienen; auf asiatischer Seite zwei. Dies ist eine nur sehr begrenzte Alternative zum meistgenutzten Busnetz.
Straßenbahnlinien gibt es in Samsun, Gaziantep, Kayseri, Antalya (5,1 km), Eskişehir (14,5 km), Istanbul (Tramvay 14,3 km u. a.) und Konya (18 km).
Die staatliche Fluggesellschaft Turkish Airlines (Türk Hava Yolları THY) wurde 1933 gegründet und hatte bis in die 1990er ein Monopol auf Linienflüge. Mittlerweile bieten zahlreiche private Fluggesellschaften (zum Beispiel AtlasGlobal, Fly Air, MNG Air, Onur Air, Sunexpress) ihre Dienste an und kommen auf einen Marktanteil von 33 %.
Insgesamt verfügt die Türkei über 117 Flughäfen, wovon 15 internationale Flughäfen sind; der bedeutendste Flughafen ist mit 51 Millionen Passagieren (Stand 2013) der Atatürk-Flughafen im europäischen Teil Istanbuls. Auf der asiatischen Seite der Stadt befindet sich der kleinere, 2001 eröffnete, moderne Flughafen Sabiha Gökçen, der jetzt stärker frequentiert wird. Im europäischen Teil Istanbuls ist der Bau eines dritten internationalen Flughafens geplant. Er soll im Stadtteil Silivri entstehen. Für den Tourismus ist der Flughafen Antalya mit fast 17 Millionen Passagieren (Stand 2007) bedeutend. Weitere Flughäfen sind diejenigen von Izmir (Adnan Menderes Havalimanı) und Ankara (Esenboğa). Einige nationale Flughäfen wie z. B. Flughafen Denizli Çardak sollen international werden, um die Passagieraufkommen anderer Flughäfen zu entlasten.
Mit einer Küstenlänge von 8.333 km und 156 Häfen ist das Potential des Schiffsverkehrs groß. Die Tonnage der gesamten türkischen Handelsflotte beträgt fast 10.444.163 DWT. Der Handelsflotte gehören 888 Frachter mit über 300 Bruttoregistertonnen an. In Izmir und Istanbul ist der Fährverkehr ein wichtiges Nahverkehrsinstrument. Die Fahrtdauer in Istanbul zwischen dem europäischen und dem asiatischen Teil beträgt je nach Route zwischen 20 und 40 Minuten. In Izmir beträgt die Fahrtdauer zwischen zwei Stadtteilen zwischen 15 und 30 Minuten.
Die erste Ölleitung zum Transport von Rohöl und Ölprodukten wurde 1966 zwischen Batman und Dörtyol (am Golf von İskenderun) in Betrieb genommen. 1977 wurde die wichtige Ölleitung zwischen dem Irak und der Türkei mit einer Gesamtlänge von 981 km (davon liegen 641 km auf türkischem Boden) eingeweiht. Die Leitung wurde wegen des Golfkrieges und des anschließenden Embargos zwischen 1990 und 1997 außer Betrieb gesetzt.
Seit 2002 führt eine Erdgasleitung mit dem Namen Blue Stream durch das Schwarze Meer von Noworossijsk nach Samsun und weiter nach Ankara. Die Leitung hat eine jährliche Kapazität von 14 Milliarden Kubikmetern.
Die Baku-Tiflis-Ceyhan-Pipeline liefert Erdöl aus Mittelasien und Kaukasien über die Türkei nach Westeuropa. Die Ölleitung verläuft über Aserbaidschan (Baku), Georgien (Tiflis) und die Türkei (Ceyhan), ist 1760 km lang und hat eine Kapazität von etwa 1 Million Barrel pro Jahr. Die BTC-Pipeline gilt weltweit als eines der teuersten und technisch aufwändigsten Pipeline-Projekte. Seit Mai 2005 fließt über diese Leitung Rohöl zum Mittelmeer.
Parallel zur Baku-Tiflis-Ceyhan-Pipeline verläuft die Südkaukasus-Pipeline von Baku über Tiflis nach Erzurum. Sie ist 690 km lang und soll ab Ende 2005 Naturgas vom Kaspischen Meer in das türkische Gastransportsystem pumpen. Die Kapazität ist auf sieben Milliarden Kubikmeter Gas ausgelegt.
Zwischen Ceyhan (Türkei) und Haifa (Israel) ist der Med Stream, eine Pipeline für den Transport von Elektrizität, Erdgas, Rohöl und Wasser geplant.
Der einzige Festnetzanbieter der Türkei ist die Türk-Telekom. 2005 wurden 55 % der Türk-Telekom für 6,55 Mrd. US$ an ein Firmenkonsortium (Oger Telecom Ortak Girişim Grubu) verkauft. Während die Zahl der Festnetzanschlüsse stagniert, verzeichnet der Mobilfunkbereich hohe Wachstumsraten. Waren 2001 noch 19,5 Millionen Festnetzanschlüsse registriert, sank die Zahl der Anschlüsse 2005 geringfügig auf 19 Millionen. Die Zahl der Mobilfunknutzer stieg hingegen von 17,1 Millionen 2001 auf 43,6 Millionen im Jahr 2005.
Die internationale Anbindung der Kommunikation wird u. a. durch drei im Mittelmeer und Schwarzen Meer verlegte Faseroptik-Kabel gewährleistet. Hierdurch ist die Türkei mit Italien, Griechenland, Israel, Bulgarien, Rumänien, Russland und den Vereinigten Staaten verbunden. Darüber hinaus sind 12 Intelsat-Stationen und 328 mobile Satelliten-Terminale hierfür im Einsatz.
Der internationale Internetcode ist die Endung .tr. Die meisten türkischen Websites nutzen jedoch die TLD .com oder .com.tr, da die. tr-TLD nicht vergeben wird. Für die Vergabe von IPs und Namen ist die Technische Universität des Nahen Ostens (ODTÜ) zuständig.
Derzeit baut die Türk-Telekom ein flächendeckendes DSL-Netz. Laut der neuesten Erhebung des türkischen Statistikinstituts vom 16. November 2005 besitzen 12,75 % der Bevölkerung einen PC oder einen Laptop. Während im selben Jahr 8,66 % der Haushalte einen Internetanschluss besaßen, waren es im Jahr 2008 bereits 24,47 %, was sich 2016 auf 58 % mehr als verdoppelt hat. Die Internetnutzung in türkischen Unternehmen ist indes weitaus höher und lag in der Erhebung aus dem Jahr 2008 bei 89,2 %. Allgemein ist ADSL mit 82,1 % die am häufigsten benutzte Verbindungsart.
Die Kultur der heutigen Türkei ist eine Verschmelzung der alttürkischen Nomadenkultur Zentralasiens und Sibiriens, der Kultur im osmanischen Reich mit ihren byzantinischen, persischen, arabischen, kaukasischen, armenischen und kurdischen Einflüssen sowie die starke europäische Richtung seit Gründung der Republik durch Atatürk. Kulturelles Zentrum des Landes ist die Millionenmetropole Istanbul.
Die Wurzeln der türkischen Literatur reichen weit zurück in die Vergangenheit. Vor der Annahme des Islams war die schriftliche und mündliche türkische Literatur von der Nomadenkultur und dem Schamanismus geprägt. In der Frühzeit bestand die Literatur aus mündlich überlieferten Geschichten, Sagen, Klageliedern, Liebes- und Naturgedichten und Sprichwörtern. Die Orhon-Inschriften aus dem 6. und 7. Jahrhundert bilden die ersten schriftlichen literarischen Werke der Türken.
Die Türken traten in der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts zum Islam über. Mit dem Islam stieg auch der Einfluss der arabischen und persischen Sprache auf die türkische Literatur. Ab dem 11. Jahrhundert bildete sich bei den Türken, die sich in Anatolien niederließen, das Türkei-Türkische heraus. Der islamische Einfluss hielt vom 11. Jahrhundert bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts an. In dieser Zeit kann die Entwicklung der türkischen Literatur in zwei Hauptgruppen unterschieden werden: zum einen in die Divan-Literatur und zum anderen in die Volksliteratur.
In der Tanzimat-Periode im 19. Jahrhundert wurde der westliche Einfluss stärker. Zunächst wurde westliche Literatur ins Türkische übersetzt und in den 70er-Jahren des 19. Jahrhunderts erschienen die ersten türkischen Romane. Eine besondere Rolle nahm in dieser Entwicklungsphase die Zeitung „Servet-i fünûn“ („Schatz des Wissens“) mit dem Dichter Tevfik Fikret und dem Romancier Halid Ziya Uşaklıgil ein. Zugleich kommt auch eine nationalistische und patriotische Dichtung auf.
In der Zeit der Republikgründung kommt es zu großen Veränderungen in der türkischen Literatur. Prägend sind insbesondere zwei Ereignisse: 1. die Einführung der lateinischen Schrift 1928 und 2. die großen Sprachreformen ab 1932. Die neuen Schriftsteller wenden sich von der herkömmlichen festgefügten Stilistik und Sprache ab. Dieses wird besonders von den Garip-Dichtern um Orhan Veli propagiert.
Mit der Form verändern sich auch die Inhalte der türkischen Literatur zunehmend. Frühe Vertreter sind Fakir Baykurt, Sabahattin Ali, Sait Faik Abasıyanık und Yaşar Kemal, die den einfachen Menschen in den Mittelpunkt ihrer Arbeit stellen. Mit der Hinwendung zur Schilderung der Lebensumstände bleibt soziale und politische Kritik am Staat nicht aus. Der Staat reagiert mit Zensur und politischer Gewalt. Autoren wie Nâzım Hikmet, Yaşar Kemal oder Aziz Nesin verbringen wegen der Verfolgung ihrer Publikationen viele Jahre in türkischen Gefängnissen. Kemal bezeichnete das Gefängnis deshalb als „Schule der türkischen Literatur“.
Mit den Arbeitsmigranten kommen in den 1960er Jahren türkische Literatur und türkischstämmige Schriftsteller auch nach Westeuropa. Bücher werden verstärkt übersetzt. Aras Ören, Yüksel Pazarkaya oder Emine Sevgi Özdamar befassen sich auf unterschiedliche Weise mit dem Leben in Deutschland. Teilweise wird diese Literatur auch wieder in die Türkei zurückgetragen. Während die Zensur und die drei Militärputsche (1960, 1971 und 1980) die Entwicklung der türkischen Literatur hemmten, tragen Schriftsteller auf dem Umweg dieser Migrantenliteratur mit dazu bei, dass es heute eine sehr vielfältige und eigenständige türkische Literatur gibt.
Bekannte Vertreter der neueren türkischen Literatur sind Orhan Pamuk, der 2006 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet wurde und Ahmet Hamdi Tanpınar, dessen Roman Huzur (dt. Übersetzung: „Seelenfrieden“, erschienen 2008) in einer Rezension von Stefan Weidner in der Wochenzeitung Die Zeit als „türkischer Zauberberg“ bezeichnet wurde.
Die größten türkischen Verlage sind Nesil, Timas, Mustu, Yeni Asya und Sahdamar. 40 Prozent der Neuerscheinungen sind übersetzte Bücher; nach englischsprachigen Titeln besonders Belletristik, Sachbücher und Ratgeber aus Deutschland (wo etwa Übersetzungen nur knapp 8 Prozent der Neuerscheinungen bilden).
Der Topkapı Sarayı in Istanbul war jahrhundertelang der Wohn- und Regierungssitz der Sultane sowie das Verwaltungszentrum des Osmanischen Reiches. Heute beherbergt er als Museum Sammlungen von Porzellan, Handschriften, Porträts, Gewändern, Juwelen und Waffen aus dem Osmanischen Reich. Ferner diverse islamische Reliquien, wie Waffen Mohammeds und der ersten Kalifen, eines der ältesten Koranexemplare oder auch angebliche Barthaare des Propheten Mohammed. Konservative Muslime fordern deswegen eine Schließung des Palastes für den Tourismus. Das Museum bildete 1964 die Kulisse zu dem gleichnamigen Film „Topkapi“ mit Peter Ustinov.
Gleich gegenüber befindet sich die Hagia Sophia, ehemals Hauptkirche des byzantinischen Reiches und religiöser Mittelpunkt der Orthodoxie. Nach der osmanischen Eroberung wurde die Hagia Sophia Hauptmoschee der Osmanen. Heute ist der sakrale Bau für die Öffentlichkeit als Museum zugänglich.
Auf dem dritten Rang der meistbesuchten Kulturstätten der Türkei liegt mit etwa 2 Millionen Besuchern im Jahr die antike Metropole Ephesos, die seit 1895 von österreichischen Archäologen erforscht wird und mit der wieder aufgerichteten Fassade der Celsus-Bibliothek und den Ruinen der Hanghäuser die Touristen beeindruckt.
Auch die bekannteste Stadt des Altertums, Troja, befindet sich in der Türkei. Sie liegt in der Landschaft Troas am Hellespont im Nordwesten des Landes.
Zu den europaweit bedeutendsten archäologischen Museen gehören das Archäologische Museum in Istanbul und das Museum für anatolische Zivilisationen in Ankara.
Der Ishak-Pascha-Palast ist ein zwischen 1685 und 1784 erbauter und heute in Ruinen liegender burgähnlicher Palast des kurdischen Emirs von Doğubeyazıt, Çolak Abdi Pascha, und seines Sohnes İshak Pascha II. Er liegt im äußersten Osten der Türkei, etwa 6 km von der Stadt Doğubeyazıt entfernt an einem Berghang. Der Gebäudekomplex vereint armenische, georgische, persische, seldschukische und osmanische Architekturstile.
Mit dem Tempel der Artemis (Artemision) in Ephesos und dem Mausoleum von Halikarnassos in Bodrum liegen zwei der sieben antiken Weltwunder in Anatolien.
Hörfunk und Fernsehen sind in der Türkei als duales System organisiert. Die meisten Sender sind in der Hand einiger weniger Medienkonzerne. Daneben unterhält die staatliche Sendergruppe TRT mehrere Fernsehsender.
Die Regulierung der privaten Hörfunk- und Fernsehsender obliegt der Regulationsbehörde RTÜK, die sowohl Lizenzen erteilt und entzieht als auch zeitlich begrenzte Sendeverbote erteilen kann. Das Pressewesen ist staatlich nicht (mehr) reguliert, die meisten Printmedien unterliegen jedoch der freiwilligen Selbstkontrolle des türkischen Presserates, der auch Beschwerden zu elektronischen Medien bearbeitet.
Heikle Themen für Journalisten bilden Berichte über das türkische Militär, die Kurden, den politischen Islam und den Völkermord an den Armeniern. Für das Aufgreifen solcher Themen wurden bis in die späten 1990er-Jahre hinein zahlreiche Journalisten inhaftiert und angeklagt und Zeitungen reihenweise geschlossen. Üblich ist es auch, dass Fernsehsendern zeitlich beschränkte Sendeverbote erteilt werden. Im Rahmen der Beitrittsbemühungen in die Europäische Union wurden die Verfassung und das Pressegesetz reformiert, wodurch sich die Lage der Meinungsfreiheit in den letzten Jahren deutlich entspannt hat. Dennoch gibt es nach wie vor internationale Kritik an der Situation der Medienfreiheit. Die Organisation Reporter ohne Grenzen attestiert einen Unterschied zwischen den beschlossenen Gesetzen und dem Vorgehen von Teilen des Justiz- und Beamtenapparats in der Türkei. Die Medienfreiheit in der Türkei sah sich immer wieder durch Drohungen des türkischen Ministerpräsidenten Erdoğan in Gefahr. Der Vorsitzende der World Association of Newspapers Gavin O’Reilly und der WEF (Weltforum der Chefredakteure) Vorstand Xavier Vidal-Folch schrieben einen gemeinsamen Brief, in dem sie Erdoğan aufforderten, die Pressefreiheit zu schützen und von Einschüchterungsversuchen der Presse Abstand zu nehmen. Einem Zeitungsartikel der FAZ zufolge vom 17. September 2008 mahnte die EU, dass die Pressefreiheit durch Erdoğans Drohungen in Gefahr sei. Mehrere Medienvertreter darunter der Vorsitzende der österreichischen Journalisten Gewerkschaft Wolfgang Katzian haben in einem gemeinsamen Brief 2010 an den türkischen Botschafter in Wien, auf die repressive Handhabung von Meinungs- und Pressefreiheit in der Türkei aufmerksam gemacht und an die 50 inhaftierten Journalisten in türkischen Gefängnissen erinnert.
Die öffentlich-rechtliche Radio- und Fernsehanstalt TRT betreibt sieben nationale Fernseh- und fünf Radiosender. Geleitet werden die Fernseh- und Rundfunkanstalten durch eine Direktion. Diese ist zwar formal unabhängig, ihre Mitglieder werden jedoch von der Regierung ernannt. Erst seit 1990 sind private Fernseh- und Rundfunkanstalten zugelassen. Seitdem hat die TRT relativ schnell ihre frühere Bedeutung verloren. Ihr Marktanteil bleibt inzwischen deutlich unter dem der wichtigsten privaten Konkurrenz.
16 nationale, 15 regionale und 229 lokale Fernsehstationen (Stand: Mai 2005) konkurrieren auf dem nationalen Fernsehmarkt. Die beliebtesten Fernsehsender ATV, Show TV, Star TV, FOX Türkiye, STV, Kanal 7 und Kanal D sind Vollprogramme, mit Unterhaltungsshows, Filmen, Serien, Nachrichten und Informationssendungen. NTV, Habertürk TV, S HABER TV, Haber 7, TRT Haber, TVNET und CNN Türk bringen Nachrichten nonstop. Die Hörfunklandschaft ist ähnlich vielfältig, es existieren über 1000 Sender.
Nach der schweren Wirtschaftskrise 2001 erfasste eine schnelle Konzentrationsbewegung die türkische Medienlandschaft. Viele Medienunternehmen wurden, um ihren Erhalt zu sichern, vom Staat aufgekauft und kurz später wieder privatisiert. Seitdem prägen einige wenige Medienkonzerne die türkische Medienlandschaft.
Zu den wichtigsten Medienkonzerne gehört die Aydın-Doğan-Gruppe (Tageszeitungen Hürriyet und Posta (Tageszeitung)Posta Kanal D, CNN-Türk). Ferner gibt es die Çalık-Gruppe (Sabah, ATV, u. a.), die İhlas-Gruppe (Türkiye, TGRT Haber, u. a.), die Esmedya-Gruppe (Tageszeitungen Akşam und Star), Sender 24 die Ciner-Gruppe (Show TV, Habertürk), die Doğuş-Gruppe (NTV) und die Demirören-Gruppe Milliyet.
Einflussstärkste und zugleich auflagenstärkste Zeitungen sind Sabah, Hürriyet, Milliyet, Türkiye und Posta. Es erscheinen zahlreiche Wochen- und Monatszeitschriften, die sich in der Regel auf ein bestimmtes Thema spezialisieren (Frauen-, Motor-, Sportmagazine etc.).
In der Türkei leben mehrere zehntausend deutschsprachige Europäer, die sich dort ständig oder überwiegend aufhalten. Für diese Zielgruppe gibt es einige deutschsprachige Zeitungen einschließlich einer Internetzeitung.
Weitere Herausforderungen für die türkische Medienlandschaft bilden der hohe Konzentrationsgrad, die harte Konkurrenz um den (relativ) kleinen türkischen Werbekuchen sowie das Nicht-Vorhandensein einer Berufsvertretung für Journalisten.
Der türkische Ministerpräsident Erdoğan hat sich mit einem 2011 vom Parlament verabschiedeten Mediengesetz die persönliche Befugnis geben lassen, Fernsehkanäle vorübergehend schließen zu lassen oder Programme zu verbieten, wenn die Inhalte die nationale Sicherheit bedrohen oder die öffentliche Ordnung stören würden. Die Opposition kritisierte das neue Gesetz als Zensurvorhaben.
Im Juni 2011 führten von der Regierung unter Ministerpräsident Erdoğan angekündigte Einschränkungen des Internetzuganges für die türkische Bevölkerung (themen- und stichwortbezogene Ausfilterung von Internetseiten) zu heftigen Protesten inner- und außerhalb der Türkei. Im Index für Pressefreiheit der Organisation Reporter ohne Grenzen sank das Land auf Platz 138. Der britische EU-Abgeordnete Richard Howitt, ein Unterstützer der türkischen EU-Kandidatur, stellte fest, dass der Kampf der Regierung Erdoğan gegen das Internet die Türkei diskreditiere und das Land auf eine Stufe mit Ländern wie China und Iran stelle. Es sei Zeit für Europa, klare Worte zu finden.
Geschichtlich gesehen fokussierten sich türkische Künstler größtenteils auf den Bereich des „dekorativen Kunsthandwerks“, d. h. der kunstvollen Bemalung von Gegenständen und Kacheln, dem Knüpfen komplexer Teppichmuster und der künstlerischen Schriftgestaltung (Kalligraphie). Dem zu Grunde lag das Bilderverbot im Islam, das die Abbildung von Lebewesen untersagt. In der Praxis wurde es aber nicht immer streng befolgt, sichtbar z. B. an der osmanischen Miniaturmalerei. Sie wurde im 18. Jh. zunehmend von einem europäischen Stil durch eingeladene europäischen Künstler, welche die Sultane porträtierten, ersetzt. Einer der bekanntesten türkischen Maler heutzutage ist Bedri Baykam.
Bildhauerei war aufgrund des islamischen Bilderverbots im Osmanischen Reich ebenfalls religiöse Grenzen gesetzt. Die Bildhauerei beginnt mit der republikanischen Kulturpolitik, die eine Denkmallandschaft forderte. So schmücken die meisten Stadtzentren ikonografische Abbildungen Mustafa Kemal Atatürks und Nationaldenkmäler. Ein moderner künstlerischer Vertreter ist z. B. Ilham Koman.
Als erste türkische Videoaufzeichnung gilt Fuat Uzkınays 1914 gefertigte Aufnahme der Sprengung des Ayastefanos-Siegesmonuments, welches die russischen Truppen unweit Istanbuls errichteten.
Das inländische Massenkino wird durch triviale und leichte Komödien und Action-Filme beherrscht. Eine wichtige Periode in der türkischen Filmgeschichte ist die „Yeşilçam-Ära“ in den 1960–70er Jahren. Namensgebend für diese Periode ist die Yeşilçam-Straße, ein Filmbezirk im Istanbuler Beyoğlu. Einige der Filme dieser produktiven Phase mit bis zu 300 Filmen im Jahr gelten in der Türkei als Kultfilme, besonders die Komödien von Kemal Sunal in seiner Paraderolle als sympathischer Verlierer aus der Unterschicht, der trotz aller Widrigkeiten sein Herz am rechten Fleck hat. Cüneyt Arkin ist ein weiterer Vertreter dieser Ära, der das Historien- und Action-Genre geprägt hat.
Türkische Kinospielfilmproduktion | |||||||
Jahr | Anzahl | ||||||
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1975 | 124 | ||||||
1985 | 185 | ||||||
1995 | k. A. | ||||||
2005 | 30 |
Als ernsteren Themen zugewandt gilt als bedeutender Regisseur, Drehbuchautor und Darsteller Yılmaz Güney, mit dem Film Yol – Der Weg erhielt er 1982 die Goldene Palme beim Filmfestival in Cannes. Als überzeugter Kommunist handeln seine Filme von Armut, der Stellung der Kurden und Staatsgewalt. Zu den bekanntesten türkischen Figuren der heutigen Filmproduktion auf internationalem Parkett gehört der Regisseur und Produzent Nuri Bilge Ceylan. Für die Filme Uzak – Weit und Once Upon a Time in Anatolia erhielt er den großen Jury-Preis in Cannes, für Drei Affen den Cannes-Preis für beste Regie und für Winterschlaf die Goldene Palme.
Große finanzielle Produktionssummen wurden für die stark politisch gefärbte und umstrittene Polit-Actionfilme wie Tal der Wölfe – Irak mit 10 Millionen US-Dollar (8,4 Millionen Euro) aufgebracht. Dieser und die Filme der Folgereihe basieren auf den Abenteuern einer kleinen türkischen Antiterroreinheit unter anderem im Irak und in Israel und basieren auf der populären Serie Kurtlar Vadisi. Mit Produktionskosten von 16 Millionen Euro wurde als teuerste Produktion der Film Fetih 1453 die Eroberung von Konstantinopel (1453) aus türkischer Sicht im Stil eines historischen Action-Films gedreht.
Große Beachtung finden türkische Serien im Balkan und in der gesamten islamischen Welt. Als kulturelles Exportgut sind sie fest in ausländischen Kanälen mit sehr hohen Einschaltquoten integriert. Emanzipierte Frauenrollen und das ausgestrahlte Geschichtsverständnis führten zu Protesten und Regulierungen in verschiedenen Importländern. Auch in der Türkei fand letzterer Diskussionspunkt mit der Drohung konservativer Kreise und des türkischen Ministerpräsidenten Erdoğan gegen eine einem islamischen Kalifen nicht angemessene Darstellung des Süleyman I. in der Serie Muhteşem Yüzyıl Ausdruck. Diese Serie wird weltweit von rund 200 Millionen Zuschauern verfolgt.
Entgegen geläufiger Meinung war die osmanische Musik im Gegensatz zur Literatur kaum von arabischen Elementen geprägt. Nach der Republikgründung betrieb die Regierung eine stärkere Förderung türkischer Musik. Unter den Oberbegriffen klassische Musik und Halk Müziği wurde ab 1924 Volksmusik aus Anatolien gesammelt und archiviert. 1953 umfasste das Archiv 10.000 Volkslieder. Es existiert ein Staatsensemble für klassische türkische Musik. Seit den 1990ern dominieren moderne Musikrichtungen wie Pop und Rock neben den klassischen Richtungen wie Türk Halk Müziği und Türk Sanat Müziği.
Der größte Teil türkischer Volksmusik basiert auf der Saz, einer Art langhalsiger Laute. Zurna und Davul sind in ländlichen Gebieten beliebt und werden sehr oft auf Hochzeiten und anderen Feiern gespielt. Des Weiteren sind die Hirtenflöte Kaval und die Ney verbreitet. Auch Elektrosaz und Darbuka, die häufig von elektrischen Keyboards begleitet werden, sind populär.
Zahlreiche europäische klassische Komponisten im 18. Jahrhundert waren von der türkischen Musik, insbesondere den starken Rollen der Blechbläser und Schlaginstrumente in den Janitscharenkapellen fasziniert. Joseph Haydn schrieb seine Militärsinfonie und einige seiner Opern, um türkische Instrumente einfließen lassen zu können. Türkische Instrumente wurden auch in Ludwig van Beethovens 9. Sinfonie einbezogen. Mozart schrieb sein Rondo alla turca in seiner Klaviersonate Nr. 11 A-Dur KV 331 und benutzte auch türkische Motive in einigen seiner Opern. Obwohl dieser türkische Einfluss nur eine Modeerscheinung war, führte er Becken, Basstrommel und Glocke in das Symphonieorchester ein.
Die Türkei brachte auch bedeutende und bekannte Interpreten der europäischen Klassischen Musik hervor: die Opernsängerin Leyla Gencer, den Komponisten Cemal Reşit Rey, den Pianisten und Komponisten Fazıl Say sowie die Pianistinnen Güher und Süher Pekinel. Es existiert auch ein Staatsensemble für klassische türkische Musik.
Bis zur Abkehr vom Westen in den 2010er Jahren nahm die Türkei am Eurovision Song Contest teil.
Das traditionelle Karagöz (türkisch „Schwarzauge“) ist ein Schattenspiel, bei dem eine Tasvir genannte, als Mensch, Tier oder Gegenstand geformte Figur aus einer Kamel- oder Kuhhaut hinter einen weißem Vorhang bei starkem Gegenlicht hin und her bewegt wird.
Die Opera Sahnesi (deutsch Opernbühne) ist das größte der insgesamt drei Opernhäuser in Ankara. Es gehört zu den Türkischen Staatstheatern (Devlet Tiyatroları). Das Gebäude dient ebenfalls als Theaterbühne unter dem Namen Großes Theater (Büyük Tiyatro).
Die gegenwärtige türkische Küche ist das Resultat einer Vermischung der ursprünglichen nomadischen Kochtradition der türkischen Stämme mit der Küche des Nahen Ostens. Sie bezieht seit ihrer Völkerwanderschaft darüber hinaus Einflüsse aus dem Mittelmeerraum ein. Diese Vielfalt der Einflüsse entwickelte sich durch die Jahrhunderte besonders unter der Prägung der osmanischen Kultur und Lebensweise zur heutigen charakteristischen türkischen Küche. Als ein wichtiger Ort der kulinarischer Entwicklung gilt die osmanische Palastküche (z. B. bei Baklava).
Die türkische Küche hat auch die griechische und die Balkanküche geprägt – unter anderem auch die Etymologie. So stammt zum Beispiel Zaziki aus dem türkischen Cacık, und Cevapcici kommt von Kebap Şişi (Kebap-Spieß; Spießbraten). Auch Joghurt kommt vom türkischen Yoğurt. Döner Kebab wird aus Rind-, Kalb- oder Geflügelfleisch hergestellt. In der Türkei, aber auch in anderen (europäischen) Ländern, wird der Döner auch auf dem Teller serviert.
Datum | Festgelegter Feiertag | Beweglicher Feiertag* | Deutsche Übersetzung | Anlass und Bedeutung |
---|---|---|---|---|
1. Januar | Yılbaşı | Neujahr | Feier zum Anlass des ersten Tages des Jahres | |
23. April | Ulusal Egemenlik ve Çocuk Bayramı | Feiertag der Nationalen Souveränität und des Kindes | Erinnert an die Eröffnung der Nationalversammlung, Souveränität der Fundamente der Republik. | |
1. Mai | Emek ve Dayanışma Günü | Tag der Arbeit und Solidarität (Erster Mai) | ||
19. Mai | Atatürk’ü Anma, Gençlik ve Spor Bayramı | Feiertag der Jugend, des Sports und des Gedenkens an Atatürk | Erinnerung an Atatürks Ankunft in Samsun. Beginn des Befreiungskrieges. | |
30. August | Zafer Bayramı | Feiertag des Sieges | Erinnert an den entscheidenden Sieg des Başkomutanlık Meydan Savaşı über die Griechen im türkischen Befreiungskrieg | |
29. Oktober | Cumhuriyet Bayramı | Feiertag der Republik | Nationalfeiertag, erinnert an die Ausrufung der Republik durch Atatürk im Jahre 1923 |
Die religiösen Feiertage richten sich nach dem islamischen Mondkalender, daher finden sie jedes Jahr ca. 11 Tage früher statt und haben nach dem Gregorianischen Kalender kein festes Datum. Dadurch kommt es bisweilen dazu, dass eines der Feste in einem Kalenderjahr zweimal stattfindet, einmal Anfang Januar und noch einmal Ende Dezember.
Der wöchentliche Ruhetag ist der Sonntag und nicht – wie in vielen anderen islamisch geprägten Staaten – der Freitag.
Die beliebteste Sportart in der Türkei ist Fußball. Die höchste Spielklasse im türkischen Fußball ist die Süper Lig. Die wichtigsten Fußballvereine kommen aus der Metropole Istanbul: (Galatasaray Istanbul, Beşiktaş Istanbul und Fenerbahçe Istanbul). Trabzonspor und Bursaspor sind die einzigen nicht-Istanbuler Klubs, die türkischer Fußballmeister werden konnten.
Die türkische Fußballnationalmannschaft konnte sich bisher nur zweimal für eine Fußball-Weltmeisterschaft qualifizieren: die WM 1954 und die WM 2002. 2002 schaffte die türkische Mannschaft nach einem Sieg gegen Südkorea im kleinen Finale den dritten Platz, das erfolgreichste Ergebnis in der Geschichte des türkischen Fußballs. Außerdem erreichte sie das Halbfinale bei der Europameisterschaft 2008 in Österreich und der Schweiz, in dem sie mit 2:3 an Deutschland scheiterte.
Neben dem Fußball in der Türkei wird auch Basketball auf einem hohen Niveau gespielt. Die höchste Spielklasse im türkischen Basketball ist die Türkiye Basketbol Ligi, in der unter anderem die Vereine Anadolu Efes SK, Fenerbahçe Ülker, Galatasaray Istanbul und Beşiktaş Cola Turka spielen. Ein bekannter Spieler, der für türkische Vereine wie Fenerbahçe Ülker und Galatasaray Istanbul sowie deutsche Vereine wie Alba Berlin spielte, ist der deutsch-türkische Spieler Teoman Öztürk. Für nordamerikanische Vereine in der Basketball Profiliga NBA spielen die türkischen Spieler Mehmet Okur und Hidayet Türkoğlu. Die Türkei war Gastgeber der Basketball-Weltmeisterschaft 2010. Sie unterlag im Finale gegen die USA mit 64:81 und belegte damit den zweiten Platz.
Türkische Amateurboxer bzw. Boxerinnen konnten bisher (Stand: April 2016) 93 Medaillen (17x Gold, 21x Silber, 55x Bronze) bei Europameisterschaften und Europaspielen, 35 Medaillen (7x Gold, 8x Silber, 20x Bronze) bei Weltmeisterschaften und 5 Medaillen (2x Silber, 3x Bronze) bei Olympischen Spielen erringen. Erster Europameister wurde 1993 Nurhan Süleymanoğlu, erster Weltmeister 1999 Sinan Şamil Sam. Erste Weltmeisterin wurde 2001 Hülya Şahin.
Die 30. Europameisterschaften wurden 1993 in Bursa, die 39. Europameisterschaften 2011 in Ankara ausgetragen. Zudem war die Türkei unter anderem Austragungsort mehrerer Balkanmeisterschaften, der 4. Junioren-Europameisterschaften 1976 (Izmir), der 8. Junioren-Weltmeisterschaften 1994 (Istanbul), der 2. Frauen-Weltmeisterschaften 2002 (Antalya), der 1. Universitäts-Weltmeisterschaften 2004 (Antalya), der 5. Kadetten-Weltmeisterschaften 2006 (Istanbul), der 1. Jugend- und Juniorenweltmeisterschaften der Frauen 2011 (Antalya) und europäischer Olympiaqualifikationsturniere 2012 (Trabzon) und 2016 (Samsun).
Als erfolgreichste Profiboxer der Vergangenheit gelten die Europameister Cemal Kamacı und Sinan Şamil Sam. Bester türkischer Boxer der Gegenwart (Stand: April 2016) ist der „Turkish Warrior“ Selçuk Aydın, der unter anderem von der WBC, der IBF und BoxRec zeitweise unter den Top 10 ihrer Weltranglisten geführt wurde.
Der Reitsport hat in der türkischen Geschichte einen hohen Stellenwert. Die traditionelle Sportart Cirit diente dazu, die berittenen Nomaden in ihrer Schlagkraft zu trainieren. Er wird marginal, vor allem im Osten des Landes, u. a. in Erzurum und Kars ausgeübt. Ein Nischendasein führt auch der moderne Pferdesport. Der Gazi Koşusu ist ein seit 1927 ununterbrochen im Istanbuler Veliefendi Hipodromu stattfindender Wettkampf.
Beim Kamelringen gibt es keine Reiter – hier kämpfen die Tiere untereinander.
Eine andere hoch angesehene traditionelle Sportart in der Türkei ist der sogenannte Öl-Ringkampf (Yağlı Güreş). Das Ölringen wird in der Türkei seit etwa mehr als 650 Jahren ausgeübt. Zweimal im Jahr werden Wettkämpfe veranstaltet, unter anderem das Kırkpınar und das Kurtdere. Bei diesen Wettkämpfen messen sich die besten Öl-Ringer (Pehlivan) aus allen Regionen der Türkei. Der bekannteste, ungeschlagene Başpehlivan war Kurtdereli Mehmet.
Im Otodromo von Istanbul gab es in den vergangenen Jahren den Großen Preis der Türkei in der Formel 1. Der türkische Motorrad-Rennfahrer Kenan Sofuoğlu nimmt seit mehreren Jahren an der Superbike-Weltmeisterschaft und an der Supersport-Weltmeisterschaft teil.
In der Türkei wurden die Mittelmeerspiele 1971 und 2013 ausgetragen.
Die Türkei hat sich seit dem Jahre 2000 für alle Olympischen Sommerspiele beworben. So auch für die Austragung der Olympischen Sommerspiele 2012 unter dem Konzept „Die Spiele in Europa und Asien“. Doch die türkische Metropole verpasste jeweils die Endausscheidung. Für die Olympia-Bewerbung wurde eigens das Atatürk Olympiastadion für über 100 Millionen Euro gebaut. Bisher hat sich das türkische Bewerbungskomitee erfolglos für die Olympischen Sommerspiele 2000, 2004, 2008, 2012 und 2020 beworben. Das Zentrum der Spiele sowie ein Großteil der Sportstätten befinden sich im europäischen Teil der Stadt Istanbul.
Auf der Liste des UNESCO-Welterbes stehen folgende türkische Stätten: