Der Ursprung Şirinces liegt in der Zeit der Griechen: Einst als Kirkince bekannt, war das Dorf von orthodoxen Christen geprägt. Als man versuchte, Besucher fernzuhalten, änderte man den Namen in Çirkince – „hässlich“. Doch 1926 wurde der Name offiziell in Şirince umgewandelt – „die Hübsche“ – und passte fortan zum Charme des Ortes.
Nach dem griechisch-türkischen Bevölkerungsaustausch 1923 verließen die griechischen Bewohner Şirince. Türkischsprachige Muslime aus Kreta, Kavala und Thessaloniki wurden angesiedelt – viele hatten kaum landwirtschaftliche Erfahrung. Die alten Weinberge, Feigenplantagen und Olivenhaine wurden verkauft, gerodet oder schlicht vernachlässigt. Das Dorf verlor seinen wirtschaftlichen Glanz – blieb aber architektonisch weitgehend erhalten.
In den 1990er Jahren begann der Linguist Sevan Nişanyan zusammen mit seiner Frau Müjde Tönbekici mit einer kulturellen Renaissance. Häuser wurden unter Erhalt der ursprünglichen Materialien restauriert, die Dorfstruktur geschützt, das Nişanyan Hotel gegründet. Şirince wurde als <strong"Kulturerbe“ anerkannt – nicht offiziell, sondern im Herzen vieler, die kamen und blieben.
Die St. Demetrios-Kirche mit ihren Fresken, sowie die kleinere Johannes-der-Täufer-Kirche erzählen vom Glauben der einst griechisch-orthodoxen Gemeinde. Legenden um Marias Himmelfahrt machten Şirince zeitweise zum spirituellen Wallfahrtsort – ein Ort, an dem Religion und Alltag jahrhundertelang nebeneinander existierten.
2012, kurz vor dem angeblichen Weltuntergang nach dem Maya-Kalender, wurde Şirince weltberühmt. Man glaubte, das Dorf sei einer von zwei Orten auf der Erde mit „positiver kosmischer Energie“, der die Apokalypse überstehen könnte. Tausende strömten herbei – und Şirince wurde über Nacht zum Mythos.
2024 erhielt Şirince eine besondere Ehrung von der UNWTO (Welttourismusorganisation) als Best Tourism Village. Ausgezeichnet wurde das Dorf für seine nachhaltige Entwicklung, den kulturellen Erhalt und seine Gastfreundschaft – ein echtes Symbol für authentischen Tourismus in der Türkei.
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