Der Bahnhof Selçuk wurde im Jahr 1862 von der britisch finanzierten Ottoman Railway Company (ORC) errichtet und ist Teil der historischen Bahnstrecke İzmir–Aydın – der ersten Eisenbahnlinie auf türkischem Boden. Diese Strecke war strategisch bedeutsam: Sie verband das fruchtbare Hinterland von Smyrna (heute İzmir) mit dem Exporthafen und diente britischen Interessen in Handel und Geopolitik.
Im Jahr 1935 wurde die Strecke verstaatlicht und in das Netz der Türkiye Cumhuriyeti Devlet Demiryolları (TCDD) integriert. Der Bahnhof überstand mehrere Umbauten und wurde zwischen 2015 und 2017 umfassend modernisiert. Heute verbindet er die antike Region rund um Ephesos mit dem urbanen Zentrum İzmir und ist ein beliebter Ausgangspunkt für Touristen und Einheimische.
Ein tragisches Kapitel der Bahngeschichte ereignete sich 1912 nahe Selçuk: Beim sogenannten Eisenbahnunfall von Ephesos verunglückte ein Truppentransport – über 200 Menschen starben, mehr als 250 wurden verletzt. Dieses Ereignis zählt zu den schwersten Eisenbahnunfällen der osmanischen Zeit.
Heute ist der Bahnhof nicht nur ein Verkehrsknotenpunkt, sondern auch ein Symbol für die Verbindung von Vergangenheit und Gegenwart. In unmittelbarer Nähe befindet sich das Eisenbahnmuseum Çamlık, das mit über 30 historischen Dampflokomotiven die Geschichte der türkischen Eisenbahn eindrucksvoll dokumentiert.
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